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Anderen Menschen in schweren Stunden beistehen

Zum dritten Mal bildet die Notfallseelsorge Aachen Ehrenamtliche zu Notfallseelsorgern aus - Intensive Lernerfahrungen in der Gruppe

"Viele Leute denken, dass man absolut nichts für einen anderen Menschen tun kann, wenn etwas extrem Schlimmes passiert ist. Aber das stimmt nicht! Manchmal hilft es schon, den anderen nicht alleine zu lassen." Im evangelischen Gemeindezentrum Broichweiden haben sich am Dienstagabend wieder Frauen und Männer aus ganz unterschiedlichen Berufsfeldern zusammengefunden. Ob Sekretärin in einem Software-Unternehmen, Sozialarbeiter oder aus der Telekommunikationsbranche, sie alle wollen bald Betroffenen beistehen, die gerade einen Todesfall oder ein Unglück miterlebt haben, in einen Unfall geraten sind oder die an Selbstmord denken. Seit Januar lernen sie hier in einem intensiven Ausbildungskurs mit wöchentlichen Vorträgen, Gesprächen und Rollenspielen alles, was sie für die ehrenamtlichen Einsätze in der Notfallseelsorge brauchen. Auch ein 24-Stunden-Praktikum in einem Rettungswagen ist Teil der Ausbildung.

Einmal pro Monat Bereitschaftsdienst

"Mir selbst geht es gut, da möchte ich der Allgemeinheit etwas zurückgeben", beschreibt eine Teilnehmerin ihre Motivation für diese Tätigkeit. Eine andere erzählt: "Ich habe selbst mal einen schweren Schicksalsschlag erlebt und bin dann ganz alleine gewesen. Das hat mich sehr geprägt. Deshalb möchte ich mich jetzt für andere einsetzen, dass es ihnen besser geht als mir damals." Ende September werden die 14 Teilnehmenden den Kurs abgeschlossen haben. Nach ihrer Einführung in das Amt in einem feierlichen Gottesdienst werden sie voraussichtlich jeder einmal pro Monat einen 24-Stunden-Bereitschaftsdienst übernehmen.

Kirchenkreis Aachen und Bistum Aachen gemeinsam Träger

Es ist das dritte Mal, dass die Notfallseelsorge Aachen ehrenamtliche Engagierte zu Notfallseelsorgern ausbildet. Koordiniert wird dies von den katholischen und evangelischen Verantwortlichen gemeinsam. Pfarrer Frank Ertel und Gemeindereferentin Rita Nagel teilen sich die Kursleitung. Alle Bewerber für den Kurs müssen einer christlichen Kirche angehören. "Natürlich missionieren wir nicht in Einsatzsituationen", sagt eine Ehrenamtlerin. "Aber der Glaube ist das, was uns alle trägt. Und es gibt Momente im Leben, wo fast nur noch der Glaube übrig bleibt, der einen dann tragen kann." Im Einsatz sind die haupt- und ehrenamtlichen Notfallseelsorgerinnen und Seelsorger aber für alle Betroffenen gleichermaßen da, egal welcher Religion diese angehören. Auch der interreligiöse Aspekt spielt in der Ausbildung eine Rolle, zum Beispiel mit dem Kennenlernen jüdischer oder islamischer Gebete für Not- und Trauersituationen.

Auch auf den Instinkt für die Situation verlassen

"Ich fühle mich durch diesen Kurs gut ausgebildet", sagt eine Teilnehmerin. "Und neben dem Fachwissen über Psychologie, Kommunikation und Seelsorge sind wir auch darin bestärkt worden, uns auf unseren Instinkt für die Situation zu verlassen." Und ein anderer Teilnehmer ergänzt: "Komplett ausgebildet fühlt man sich für eine solche Aufgabe wahrscheinlich nie. Wir werden mit Respekt in den Einsatz gehen, aber nicht mit Angst oder Sorge."

Manche seien von Bekannten gefragt worden, warum sie denn eine so anstrengende und belastende ehrenamtliche Beschäftigung gewählt hätten. "Warum machst du denn nicht was Schönes?", sei ein Kommentar gewesen. Doch, da sind sich die Teilnehmenden einig, ist ihre zukünftige Tätigkeit eine der wichtigsten, die man erfüllen kann: "Wir wollen eben als Menschen für andere Menschen da sein."

 

(Text und Bild: C. Braun / Kirchenkreis Aachen)

 

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