„Eigentlich ist es eine Art Notfallseelsorge, die ich jetzt mache“, sagt Pfarrer Horst Grothe über seine neue Tätigkeit, „denn für die Menschen, mit denen ich zu tun habe, handelt es sich um eine extreme persönliche Notlage.“ Seit Oktober ist Horst Grothe Gefängnis-Seelsorger in der Justizvollzugsanstalt Aachen und dort zuständig für die Gefangenen in Untersuchungshaft. „Wer gerade in Untersuchungshaft gekommen ist, erlebt eine absolut ungewisse Zeit“, weiß der Pfarrer. „Die Häftlinge dürfen zunächst nicht mit Angehörigen oder Freunden telefonieren, nicht einkaufen, haben keinen Kaffee und keine Beschäftigung. Sie wissen nicht, ob sie später in die Strafhaft kommen, in die Bewährung, oder in Freiheit. Ich erlebe da viel Wut, Orientierungslosigkeit und Hilflosigkeit. In dieser Situation bin ich nun ein Ansprechpartner.“
Horst Grothe war zuvor Gemeindepfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Jülich. Schon als Student und als Pfarrer zur Anstellung hatte er aber in der JVA Remscheid Berührungspunkte mit der Gefängnis-Seelsorge. „Die Tätigkeit in der JVA habe ich schon damals als besonders anrührend und zu Herzen gehend empfunden“, erinnert sich der heute 54-Jährige. „Deshalb möchte ich in meiner neuen beruflichen Aufgabe noch einmal den Dingen nachgehen, die mich damals schon stark geprägt haben.“