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Der Teufel ist los in Roetgen

Rund 110 Jugendliche bei der Churchnight der Eifelgemeinden Monschauer Land, Roggendorf und Schleidener Tal – Funshops laden dazu ein, kreativ zu werden und sich selbst und andere besser kennenzulernen

Der Teufel war los in der Evangelischen Kirche in Roetgen: Mit schwarzem Umhang, rotem Gesicht und Dreizack wütete er in Person von Pfarrer Oliver Joswig und versuchte, den rund 110 anwesenden Jugendlichen die Hölle schmackhaft zu machen. Ihm gegenüber: Pfarrerin Susanne Salentin als Martin Luther, der mit dem Teufel ringt und ihn schließlich auch besiegt, und zwar mit Hilfe des Römerbriefs aus der Bibel und der Unterstützung von Konfirmanden aus den Eifelgemeinden. Wem nicht ganz klar war, wie es zu diesem ungewöhnlichen Duell in der Roetgener Kirche kam, den klärte Pfarrer Jens-Peter Bentzin auf: „Heute ist…“ rief er, und ergänzte nach einer bedeutungsvollen Pause jubelnd: „Reformationstag!“

„Wir bieten euch als Kirche was an“

Und genau aus diesem Grund hatten die Kirchengemeinden Monschauer Land und Roggendorf sowie die Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal ihre Konfirmandinnen und Konfirmanden zur Churchnight nach Roetgen eingeladen. Man wolle den Jugendlichen damit zeigen, „dass wir als Protestanten mit dem 31. Oktober etwas Anderes verbinden als Halloween“, erklärte Pfarrer Joswig, dem seine Rolle als Teufel sichtlich Spaß bereitete. Bei der Churchnight gehe es jedoch nicht darum, starre theoretische Inhalte über die Hintergründe der Reformation oder das Leben Martin Luthers zu vermitteln. Vielmehr wolle man den Jugendlichen zeigen: „Wir bieten euch als Kirche was an“, so Pfarrer Bentzin. Und das Angebot ließ sich sehen: Aus insgesamt acht verschiedenen „Funshops“ konnten die Konfirmandinnen und Konfirmanden wählen. Zu den Stationen gehörten beispielsweise Holzkreuz-Basteln, Lichtbilder-Herstellen und verschiedene interaktive Spiele. Die Tickets zu den Stationen, von denen die Jugendlichen jeweils zwei auswählen konnten, waren an einer Wand angebracht – ganz ähnlich den 95 Thesen, die Martin Luther genau 502 Jahre zuvor in Wittenberg angeschlagen hatte, wie Jugendreferentin Christina Pütz anmerkte.

Verschiedene Funshops für jeden Geschmack

Besonders gut kämen bei den Jugendlichen spielerische und handwerkliche Angebote an, berichtete Pfarrer Joswig auch aufgrund seiner Erfahrung aus dem Konfi-Unterricht. Die beiden Konfirmanden Mika und Luca aus Monschau stimmten ihm zu: Sie hatten sich für das Holzkreuz-Basteln entschieden, „weil es etwas Kreatives ist und man selbst was erschaffen kann.“ Besonders gut gefalle ihnen, dass man bei der Churchnight verschiedene Dinge ausprobieren und selbst entscheiden könne, was man machen möchte. Niklas aus Mechernich gefiel ebenfalls, dass für „jeden Geschmack etwas dabei“ war. So hatte er in der ersten Runde mit seinen Freunden aus dem Konfi-Unterricht beim Spiel Dr. Atomus mitgemacht, bei dem es darum geht, im Team die Welt zu retten. Nach der Essenspause wollte er dann beim T-Shirt Upcycling aus alten T-Shirts originelle Taschen und Schals basteln, weil ihn das Thema Nachhaltigkeit sehr interessiere.

Beim Theaterworkshop muss Luther ins Irrenhaus

Laut Pfarrer Joswig sei es bei der Auswahl der Funshops auch darum gegangen, den Jugendlichen eine Möglichkeit zu geben, sich selbst und andere bessere kennenzulernen – etwa beim Rollenspiel „Werwolf“ – und sich kreativ auszuleben. Kreativ waren auch die Jugendlichen, die am Theaterworkshop teilnahmen. Mit Hilfe der Theaterpädagogin Tina Kukovic-Ulfik vom Das Da-Theater in Aachen entwickelten sie selbst ein Theaterstück, bei dem es erneut um den Dialog zwischen Martin Luther und dem Teufel ging. Dieser, gespielt von Sonja aus Roggendorf, fragt Luther, gespielt von Arne aus Roggendorf, ob er denn nicht besseres zu tun habe, „als immer nur die Bibel zu übersetzen?

Geh raus, hab Spaß, genieß dein Leben!“ Und weil der arme Luther der einzige ist, der den Teufel sieht, und die Leute denken, er führe Selbstgespräche, landet er zwischenzeitlich sogar in einem Irrenhaus.

Reformationsgeschichte für Jugendliche interessant

Pfarrerin Salentin wünschte sich, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Churchnight in erster Linie einen schönen Abend gemeinsam verbringen. Sie hoffe auch, dass „bei den Jugendlichen hängen bleibt, dass der 31. Oktober etwas mit Kirche zu tun hat.“ Schließlich sei die Reformationsgeschichte eine positive, gerade für Jugendliche bereichernde Geschichte, denn: „Martin Luther siegt über seine Ängste.“

Gemeinden arbeiten für Churchnights zusammen

Das Konzept der "Churchnight" ist ein bundesweit an vielen evangelischen Kirchen angebotenes Format, bei dem Jugendliche mit ganz unterschiedlichem Programm einen Abend oder sogar die ganze Nacht in einer Kirche verbringen können. Die Trinitatis-Kirchengemeinde und die Kirchengemeinde Roggendorf veranstalten die Churchnight bereits seit vier Jahren, nun war zum ersten Mal auch die Kirchengemeinde Monschauer Land dabei. „Wir wollen in den drei Gemeinden mehr zusammen machen“, erklärte Pfarrer Bentzin.

Am Abend des Reformationstages gab es im Evangelischen Kirchenkreis Aachen zwei Churchnights: neben der in Roetgen auch eine in Alsdorf für die Nordkreis-Gemeinden. Beide Veranstaltungen wurden sowohl von Pfarrern und Pfarrerinnen als auch von Jugendmitarbeitenden und jungen Teamern und Teamerinnen organisiert und vom Jugendreferat des Kirchenkreises begleitet. In Roetgen waren rund 90 Konfirmandinnen und Konfirmanden sowie 20 jugendliche Teamer dabei. So komme ein echtes Gemeinschaftsgefühl auf, sagte Pfarrer Bentzin: „Wir sind ja als Protestanten in diesem Gebiet Deutschlands eher in der Minderheit. Bei Events wie der Churchnight oder auch dem Konfi-Cup können die Jugendlichen sehen: Ich bin nicht allein, es gibt auch noch 90 andere wie mich.“

(Text: Stephan Klumpp)

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