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Die Glocke am Heimbacher Schönblick läutet nicht mehr

Nach Harperscheid 2020 ist auch die Kirche in Heimbach entwidmet - Besitzerwechsel zur Stiftung evangelisches Altenheim Gemünd

So allmählich wissen sie, wie es geht. Nach der Evangelischen Kirche in Harperscheid entwidmete die Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal nun auch die Kirche am Schönblick in Heimbach. Doch anders als bei der Harperscheider Kirche war bei der Gottesdienstfeier, in der die Entwidmung durchgeführt wurde, die Stimmung heiter und gelöst. Denn eigentlich ändert sich am Status Quo nichts.

Veranstaltungen und Gottesdienste finden weiterhin statt

Bereits vorher fanden in dem markanten Kirchengebäude auch Veranstaltungen aller Art dar, mit denen der Mangel an geeigneten Veranstaltungsorten und Gruppenräumen in Heimbach kompensiert wurde. Und auch nach der Entwidmungsfeier werden hier Gottesdienste stattfinden, weswegen auch die sakralen Utensilien wie Altarkerze und -bibel oder auch das Taufbecken nicht aus der ehemaligen Kirche getragen wurden, sondern nur von den Presbytern Gabriele Leufgen, Brigitte Weber Jutta Uhlmann und Roland Reddelien in die Sakristei zurückgetragen wurden.

Handlungsfreiheit für die Stiftung EvA

Der Grund für die Entwidmung sei ein kirchenrechtlicher, erläuterte Pfarrer Erik Schumacher. Denn das Gebäude sei bereits vor Corona in den Besitz der Stiftung EvA übergegangen. „Dort liegt nun die Verantwortung für die wirtschaftliche Nutzung“, sagte er. Durch den Besitzerwechsel sei die Kirche und die damit verbundenen beträchtlichen Unterhaltungskosten dem Bauetat der Gemeinde verschwunden. In einer geweihten Kirche dürften auch Veranstaltungen durchgeführten werden, aber kirchliche Handlungen müssten überwiegen. Um der Stiftung Handlungsfreiheit zu geben, habe das Presbyterium 2019 die Entwidmung beschlossen.
„Für 4500 Evangelische können wir keine sechs Kirchen vorhalten“, begründete Superintendent Hans-Peter Bruckhoff den Entschluss, die Kirche in Heimbach abzugeben. Es sei ehrlich, wenn die Kirche sage, dass sie sich verkleinern müsse. „Wir sind froh, dass hier Evangelisches Leben weitergeht“, sagte er mit Blick auf die Stiftung EvA.

Wenig Veränderung durch den Besitzerwechsel

Über das Psalmwort „Herr, ich habe lieb die Stätte Deines Hauses“, das auch über der Eingangstür der Schleidener Kirche zu lesen ist, predigte Bruckhoff. Der Ort eines Gottesdienstes sei nicht wichtig für Gott, sondern für die Gemeinde. „Denken Sie an die Gottesdienste, die Sie hier erlebt haben“, forderte er die Besucher auf. Die Menschen bräuchten eine eindeutige Adresse zwischen Himmel und Erde.

Außer einem Wechsel der Besitzverhältnisse habe sich nichts geändert, erläuterte Pfarrer Oliver Joswig. Das Haus werde weiter bespielt und habe nicht mehr die Funktion einer Kirche. Gottesdienst könne überall schließlich gefeiert werden, betonte er. „Das kommt nicht auf das Gebäude an, das ist nur die Hülle“, sagte er. Es gebe viele Arten, Gottesdienst zu feiern. „Das geht auch in der Olef“, sagte er lächelnd mit Bezug auf die kürzlich in Hellenthal durchgeführte Tauffeier.

Erste Pfarrstelle des Superintendenten

An die Vergangenheit der Kirche erinnerte Superintendent Hans-Peter Bruckhoff. Als junger Pfarrer sei er 1985 zur Einweihungsfeier gekommen. Anschließend habe er die Campingseelsorge unterstützt. „Entschlossene Camper verlassen aber den Campingplatz nicht“, so sei die Erkenntnis gewesen. Deshalb sei ein VW-Bus angeschafft worden, mit dem auf den Campingplätzen Gottesdienst gefeiert wurde.

Heimbach sei seine erste Pfarrstelle gewesen. „Hier habe ich meine erste Trauung gefeiert“, sagte er. Organist Werner Harzheim sei damals bereits im Dienst gewesen. „Es gibt ein Foto, wo wir beide ganz jung sind“, verriet Bruckhoff.

Zukunft der Heimbacher Glocke noch unklar

Auch wenn am Schönblick in Heimbach weiter Gottesdienste gefeiert werden, eines wird wirklich anders sein. Denn die Glocke in dem offenen Glockenturm wird dann nicht mehr läuten. Sie erklang bei der Entwidmungsfeier zum letzten Mal.
Der Grund dafür liegt darin, dass die Genehmigung zum Glockengeläut an die Kirche gebunden sei, die auch eine Läuteordnung habe, erklärte Joswig. Was mit der Heimbacher Glocke geschehen solle, dass sei noch nicht sicher. „Doch es scheint sich eine Lösung abzuzeichnen“, deutete er an.

Angebote und Gruppen nutzen das Gebäude bereits

„Die Diakonie ist der ausgestreckte Arm der Kirche in die Gemeinde“, sagte Malte Duisberg, von der Stiftung EvA, die das Gebäude weiter betreibt, zum Abschluss des Gottesdienstes. Es solle auch weiterhin für kirchliche Veranstaltungen genutzt werden. Das Gebäude habe die Kirche der Stiftung geschenkt. „Doch manche Geschenke sind auch Bürden“, so Duisberg. Kirche und Stiftung wollten nun herausfinden, was hier gemacht werden könne. Eine Vielzahl von verschiedenen Angeboten und Gruppen würden hier bereits stattfinden. Es sei auch ein möglicher Veranstaltungsort für Heimbach. „Das Haus lebt“, sagte Duisberg zum Applaus der mehr als 60 Gottesdienstbesucher.

Wissenswertes zur Geschichte des Kirchengebäudes

Die Evangelische Kirche am Schönblick wurde ab Mai 1984 auf einem Grundstück gebaut, dass die Kirchengemeinde 1981 von der Stadt Heimbach durch Tausch erworben hatte. Das ungewöhnliche Gebäude wurde im November 1985 in einer Feier mit Superintendent Friedhelm Lindner und Pfarrer Helmut Scheeler eingeweiht. Die Kirche war vor allem im Hinblick auf Campingseelsorge gebaut worden, erläuterte Superintendent Hans-Peter Bruckhoff. Der These, deshalb erinnere das Gebäude an ein Zelt, widersprach er. „Das Zeltartige ist mehr ein Bezug auf die Kirche als wanderndes Gottesvolk“, sagte er.

Entworfen wurde das Gebäude vom Architekten Franz Daheim. Von ihm gebe es mehrere Gebäude in Heimbach, erläuterte Ex-Bürgermeister Peter Cremer, zum Beispiel das Haus des Gastes oder der Rathausneubau. „Bei den anderen Bauten hat Daheim oft Sichtbeton verwendet, damit war er hier schon zurückhaltend“, erläuterte er.

 

(Text: Stephan Everling)

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