Aachen. An der Vaalser Straße tut sich was – für die neue evangelische „Genezareth-Kirche“ hat die Evangelische Kirchengemeinde Aachen den Grundstein gelegt. Der Kirchenneubau im Aachener Westen ist derzeit der einzige Neubau einer kompletten Kirche im Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Im Beisein des Aachener Oberbürgermeisters Marcel Philipp, des Berliner Architekten Michael Großmann vom Büro Weinmiller Architekten und Marion Timm, Vorstand des Diakonischen Werks im Kirchenkreis Aachen, sowie vielen Gemeindegliedern und Gästen legten Pfarrer Mario Meyer und Pfarrerin Bettina Donath-Kreß auf der Baustelle an der Vaalser Straße symbolisch den Grundstein.
„Es tut unserer Gesellschaft gut, wenn es Orte der Ruhe und der Unterbrechung gibt. Orte, die sichtbar daran erinnern, dass der Mensch nicht ‚vom Brot allein‘ lebt. Kirchen sind solche Orte. Die Genezareth-Kirche soll ein solcher Ort sein“, sagte der Vorsitzende des Aachener Gesamtpresbyteriums, Pfarrer Redmer Studemund. Die neue Kirche sei ein Zeichen dafür, dass die Evangelische Kirchengemeinde Aachen ihre Zukunft als Aufbruch gestalte und nicht als „Abbau auf Raten“. Aus zwei Gemeindezentren entstehe nun ein neues in der Mitte der beiden bisherigen Pfarrbezirke. Pfarrer Studemund: „Wenn wir den Grundstein für diese Kirche legen, wenn wir kräftig mitwirken, dass dieser Bau gelingt, dann tun wir das im Vertrauen auf den, der uns festen Boden unter den Füßen für unser Leben schenkt – auf Jesus Christus. Dass dieser Jesus uns auch heute begegnet und dass wir als Kirche in seinem Namen Räume gestalten für solche Begegnung – in diesem Vertrauen legen wir den Grundstein der Genezareth-Kirche.“
Fertigstellung für Frühjahr 2018 geplant
Die Bauarbeiten für die neue Kirche mit Gemeindezentrum und einer Beratungsstelle der Diakonie hatte im Januar dieses Jahres begonnen. In dem Gebäude soll es neben dem Sakralraum unter anderem Räume für die Jugendarbeit, eine Kleinkinderbetreuung, einen Eine-Welt-Laden und einen Café-Bereich geben. Die Fertigstellung der „Genezareth-Kirche“ ist für April 2018 geplant. Die voraussichtlichen Baukosten betragen rund 4,5 Millionen Euro.
„Eine Grundsteinlegung für eine Kirche ist in dieser Zeit etwas ganz Besonderes“, sagte Oberbürgermeister Marcel Philipp bei der Zeremonie. In seinem Grußwort ging er auch auf die „schwierigen Entscheidungswege“ ein, die zur Gestaltung einer Stadt dazugehörten, und auf den sicher für manche Gemeindeglieder wehmütigen Abschied von den beiden bisherigen Gemeindehäusern. „Etwas loslassen und etwas Anderes aufbauen – das ist der Gang des Lebens“, sagte der OB. „Ich hoffe, dass es Ihnen gelingt, diese neue Kirche schnell in der Gemeinde zu verankern und wünsche Ihnen sehr, dass das Gebäude eine Heimat für viele Christen im Aachener Westen schafft und auch für die Ökumene und andere Bürger Aachens offen ist.“ Mit dem Kirchenneubau an der Vaalser Straße werden die beiden bisherigen Gottesdienststätten „Dietrich-Bonhoeffer-Haus“ und „Arche“ aufgegeben und die Gemeindebezirke zusammengelegt. Etwa 4.700 evangelische Gemeindeglieder leben im Einzugsgebiet der neuen „Genezareth-Kirche“. Beschlossen wurde das Konzept im Beratungs- und Beteiligungsprozess „Zukunft im Dialog“ vor etwa zehn Jahren. Die architektonischen Ideen für die Genezareth-Kirche skizzierte Architekt Michael Großmann. Dabei erläuterte er, dass der Kirchraum mit seinem klaren, ruhigen und konzentrierten Konzept sowie indirekter Beleuchtung ein Ort der Einkehr und Besinnung sein werde, das Gemeindezentrum mit Atrium aber zur Begegnung einlade. „Für uns Architekten sind Grundsteinlegungen ein schwieriger Termin, weil man ja noch nichts sieht“, sagte Großmann. „Dieser Anlass ist mehr eine Geste, ein Versprechen. Noch müssen Sie uns glauben, dass das Bauwerk Ihre Wünsche und Erwartungen erfüllen wird.“
Zeitkapsel symbolisch eingemauert
Als Höhepunkt der Zeremonie nahmen Pfarrer Mario Meyer und Pfarrerin Bettina Donath-Kreß dann die eigentliche Grundsteinlegung vor. Symbolisch mauerten sie gemeinsam eine Zeitkapsel ein, welche eine Bibel als gedrucktes Buch in der neuen Ausgabe von 2017 enthielt, eine digitale Bibelausgabe auf einem USB-Stick, eine aktuelle Ausgabe der Aachener Zeitung sowie zwei Verse aus der Bibel und einen Sinnspruch Dietrich Bonhoeffers.
„Ich warte schon seit zehn Jahren auf diesen Moment der Grundsteinlegung“, sagte Pfarrer Meyer. Und an Pfarrerin Donath-Kreß gewandt fügte er hinzu: „Wir werden beide sehr gut miteinander und Seite an Seite arbeiten, und darauf freuen wir uns.“ Pfarrerin Donath-Kreß erklärte zum Inhalt der Zeitkapsel, die Bibel gehöre dort natürlich hinein als „Grundlage, auf der wir stehen“. Die Tageszeitung symbolisiere, dass die Kirche sich aber auch der äußeren Welt zuwende und in dieser Welt, die uns zum Handeln herausfordert, tätig sein wolle. Die Bibelausgabe auf dem USB-Stick zeige, dass die Kirche nicht in der Vergangenheit lebe, sondern sich zeitgemäß neue Entwicklungen zu eigen mache. Wie das Gebäude entsteht, können alle Interessierten auch per Webcam unter <link http: www.genezareth-kirche.de external-link-new-window external link in new>www.genezareth-kirche.de verfolgen. (red)
(Bericht "SuperSonntag" vom 16.04.2017)