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Erntedankgottesdienst zwischen Schafen und Heuballen

Im Kuhstall der Schöneseiffener Familie Axmacher wurden rund 100 Besucher empfangen - Hygieneregeln konnten gut eingehalten werden

Da hatte Pfarrer Oliver Joswig doch einige Gottesdienstbesucher übersehen. „Wir dürfen zwar nicht singen, dafür aber brummen oder summen, das ist manchen sowieso lieber“, sagte er zu Beginn des Erntedankgottesdienstes am Sonntagvormittag. Doch schnell wurde ihm klargemacht, dass manche noch ganz andere Lautäußerungen bevorzugen. „Ihr dürft auch blöken“, lud er die braunen Haarschafe, die aus ihrem Stall heraus die Liturgie verfolgten, zur akustischen Teilnahme ein. Denn als Veranstaltungsort hatte Joswig den Kuhstall der Familie Axmacher in Schöneseiffen ausgewählt.

Trotz herbstlichem Sturm saßen die Anwesenden im Trockenen

Manche Dinge fügen sich perfekt zusammen. So konnten die rund 100 Gläubigen unbedrängt von den hier eigentlich residierenden mehr als 20 Mutterkühen beten, denn diese dürfen noch etwa einen Monat auf der Weide sein. Liebevoll dekoriert mit Feld- und Baumfrüchten, mit bäuerlichen Requisiten und Bildern an den Wänden hatten die Konfirmanden mit ihren Eltern den in den 60er Jahren gebauten Stall, der nach seinem Umbau vor zwei Jahren immer noch wie frisch renoviert wirkte. Während draußen der Eifelherbst sein Bestes tat, um mit stürmischem Wind und Regen das Feuchtigkeitsdefizit der vergangenen Monate nicht noch größer werden zu lassen, saßen die Gläubigen beim Evangelischen Erntedankgottesdienst so, wenn auch nicht im Warmen, doch wenigstens im Trockenen. Sogar an der coronatechnisch so wichtigen Durchlüftung mangelte es nicht.

Große Hoffnung auf Wiederholung

Vor rund zehn Jahren habe er die Idee gehabt, Erntedank auf einem Bauernhof zu feiern, sagte Joswig. Die Notwendigkeit, aus Infektionsschutzgründen neue Gottesdienstorte und –formate zu entwickeln, befeuerte die Realisierung. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, fragte Joswig rhetorisch. Da fügte es sich, dass Andreas Axmacher Vater eines der aktuellen Konfirmanden ist. „Ich habe im August in die Elterngruppe die Idee gepostet und hatte nach fünf Minuten eine positive Antwort“, so Joswig. Er wäre gern bereit, mit dem Gottesdienst an diesem Ort eine Tradition zu begründen, äußerte er die Hoffnung auf Wiederholung. „Man soll sich bewusstmachen, dass das Erntedankfest nicht nur Folklore ist“, sagte Joswig. Für die Landwirte sei die Frage nicht selbstverständlich, ob am Ende des Jahres genug Ertrag da sei. „Unwetter, Sturm, Hitze, da wird es schon knapp“, beschrieb der Pfarrer.

Sorgsamer Umgang mit Lebensmitteln

Mit der „Speisung der Viertausend“ aus dem Markusevangelium als Bibeltext wurde der Gottesdienst um den Satz „Alle sollen satt werden“ gestaltet. Seine Sicht als Erzeuger der Nahrungsmittel machte Axmacher in der Predigt deutlich, bei der er zu Wort kam. „Ich will Danke sagen, dass wir die Tiere satt kriegen und Danke, wenn wir genug Erlös für solche Umbauten haben“, sagte er und wies auf die blitzenden Metallstangen. Er mahnte zum Nachdenken über den Umgang mit den mühsam erzeugten Produkten. „25 Prozent der Nahrungsmittel werden im Haushalt weggeworfen, da kann jeder etwas sorgsamer mit umgehen“, erklärte er.

Gelungenes Experiment

Auch eine Taufe fand im Schöneseiffener Kuhstall statt. Johannes Axmacher, Neffe des Hofbesitzers, wurde am Altar, der aus einem aufgestellten Großballen bestand, von seinem Vater mit dem Wasser beträufelt, was der Täufling ohne Protest über sich ergehen ließ. Zufrieden zeigte sich Joswig nach dem Ende des Gottesdienstes über das gelungene Experiment. Denn das nächste ungewöhnliche Gottesdienstformat ist bereits in Vorbereitung. „Ich bin gespannt, wie das wird, wenn wir Heiligabend auf dem Driesch in Schleiden feiern“, sagte er.  (Text: Stephan Everling)

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