Jan Lübking ist ein echter Westfale: in Minden geboren und aufgewachsen, in Münster und Wien studiert, Vikariat in Siegen, Probedienst in Dortmund. Jetzt ist der 33-Jährige als neuer Pfarrer im Gemeindebereich Aachen-Nord gewählt worden. Sein Dienst beginnt am 1. März. „Ich bin eher ein Stadtmensch und kein klassischer Dorfpfarrer, daher hat Aachen schon gut gepasst“, meint Jan Lübking. Außerdem komme seine Lebensgefährtin aus Düren.
Abends geht er gerne einmal aus, könnte sich auch Gottesdienste und Andachten an besonderen Orten vorstellen. „Kirche muss sich als interessierter Akteur vor Ort zeigen, denn in den eigenen vier Wänden rennen uns die Menschen nicht die Bude ein“, so Lübking. Eine Andacht beim Whiskey-Tasting - warum nicht? „Dort rechnet man nicht mit uns.“ Man müsse die Menschen mitnehmen mit ihren Fragen und sie dort suchen, wo sie sich aufhalten.
„Es braucht neue Formen kirchlichen Agierens, neue Arten, Gottesdienste zu feiern, wir müssen Kooperationen suchen mit Vereinen, Gaststätten und Organisationen“, sagt Jan Lübking. Er habe sich nicht auf Themen festgelegt, „auch wenn von meiner Biographie her ein Schwerpunkt in der Jugendarbeit zu erwarten wäre. Wenn ein junger Kollege kommt, heißt es oft: Du übernimmst die Konfirmandengruppe.“ Auch habe er keine starre Agenda, die es abzuarbeiten gelte. „Ich arbeite mit Menschen vor Ort, die ja ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen haben.“ Aber Jan Lübking hat Ziele: Er möchte diejenigen stärker in den Blick nehmen, die zwar noch Kirchenmitglieder sind, aber „uns nicht täglich nahestehen. Ich glaube, dass wir unsere kirchlichen Angebote anders vermarkten müssen.“
Nicht gekommen, um zu verwalten
An Aachen fasziniert ihn die Größe der Gemeinde und ihre Struktur. Denn die Kirchengemeinde besteht aus vier Gemeindebereichen. „Zukunftsweisende Aufgaben warten auf uns. Ich bin nicht hier, um zu verwalten, sondern freue mich, mitzuhelfen, Kirche weiterzuentwickeln, dabei die verschiedenen Lebensarten, Generationen und das Zwischenmenschliche zu berücksichtigen.“ Auch die Ökumene liege ihm am Herzen. „Ich bringe viel Abenteuerlust und Mut mit.“ Der Gemeindebereich Nord habe es zuletzt nicht leicht gehabt, man müsse jetzt sorgsam mit allen Beteiligten umgehen.
Jan Lübking ist in einem nicht stark kirchlich geprägten Elternhaus aufgewachsen, der Vater war Ingenieur, die Mutter arbeitete als Beamtin bei der Telekom. „Meine Uroma war eine fromme Frau. Ich bin zu früh zur Welt gekommen und lag im Brutkasten. Sie hat beim Anblick meiner langen Arme und großen Hände gesagt: ‚Der Junge wird mal Handballer oder Pfarrer.‘ Nun – ich bin beides geworden“, sagt Lübking schmunzelnd.
Das Bereichspresbyterium Nord hat beschlossen, dass die Einführung von Pfarrer Jan Lübking am Samstag, 6. Mai, um 15 Uhr an der Christuskirche gefeiert werden soll. Superintendent Hans-Peter Bruckhoff wird die Einführung leiten.