Juni 2015: Die ersten jungen Flüchtlinge ziehen in das ehemalige Hromádka-Haus in Zweifall ein. Schüchtern und manchmal sogar etwas ängstlich schauen die Jungs sich ihr neues Zuhause und die Umgebung an. Auf ihrer Flucht haben sie Schlimmes erlebt: Gewalt, Rassismus, Gleichgültigkeit, für manch einen ein täglicher Kampf ums Überleben. Alle sind gekommen in der Hoffnung auf ein besseres Leben, weg von aller Gewalt, Krieg und Verfolgung. In Zweifall kommen die Jungs zur Ruhe, werden aufgefangen und begleitet und bekommen einen geregelten Tagesablauf.
Am Anfang steht immer eine Phase der Eingewöhnung: Wie lebt man in Deutschland und vor allem hier in Zweifall? Die ruhige Umgebung und die Willkommenskultur, die sie hier in der Gemeinschaft erfahren, tragen zu einem nicht geringen Teil dazu bei, dass viele der neuen Zweifaller dies als neues Zuhause empfinden. Ich erfahre dies regelmäßig, wenn einer der Jungs um Erlaubnis bittet, mit dem Bus nach Aachen fahren zu dürfen und gleich dazu sagt, dass er um 20.00 Uhr wieder zu Hause sein wird.
Ich möchte mich ganz herzlich bedanken für die Aufnahme, die wir hier in Zweifall bekommen haben. Wir fühlen uns in der Gemeinde gut aufgenommen. Zeugnis dafür sind die vielen Spenden, die wir erhalten haben in Form von Büchern, Gesellschaftsspielen, Kleidung, Möbeln usw. und die Einladungen, die wir aus der Gemeinde erhalten. Beispielhaft möchte ich hier die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft nennen, wo mancher Junge sich mal als Schütze versuchen kann. sowie den Jugendkeller der evangelische Kirche, wo unsere Jungs sich mit gleichaltrigen deutschen Jugendlichen treffen.
Auch den Ehrenamtlern, die sich für unsere Bewohner einsetzen, möchte ich hiermit ein Dankeschön übermitteln. Als Beispiele nenne ich das wöchentliche Angebot eines Fußballtrainings von Herrn Polte und den Deutschunterricht von Frau Dr. Grassie und Frau Rößelerm. Wer sich für ein Ehrenamt interessiert, dem stehe ich gern mit Informationen zur Verfügung.
Momentan bieten wir in drei Wohngruppen Platz für 25 Unbegleitete Minderjährige Ausländer (UMA). Der Jüngste ist 14 Jahre und der älteste 17 ½ Jahre alt. In zwei der Wohngruppen leben jeweils 10 Jungs; dies sind sogenannte Regelgruppen. Hier bieten wir ein sicheres Zuhause bis zum achtzehnten Lebensjahr. Die dritte Wohngruppe besteht aus 5 Bewohnern und ist eine Verselbständigungsgruppe. Hier werden die Jungs auf ein eigenständiges Leben in einer eigenen Wohnung vorbereitet.
Betreut werden die jungen Flüchtlinge von einem Team bestehend aus insgesamt 19 Mitarbeitern (13 Pädagogen/Erzieher, 3 Hauswirtschaftskräfte, 1 Hausmeister und 1 Teamleiter). Seit der Eröffnung haben wir schon 22 UMA weiterbegleitet, beispielsweise in eine andere Wohngruppe (meistens eine Verselbständigungsgruppe), in Familien oder zu Verwandten in Deutschland. Zwei syrische Jungs wurden zu Ihren Eltern, die jetzt in Sicherheit in Ägypten leben, zurückbegleitet.
Demnächstjährt sich die offizielle Eröffnung des Hauses. Wir wollen dies mit einem Fest und einem Tag der Offenen Tür begehen, zu dem wir Sie schon jetzt recht herzlich einladen möchten. Der genaue Termin und weitere Einzelheiten werden unter https://www.kzwei.net/aktuelles-kzwei/ und im Gemeindebrief Nr. 192 (Oktober/November 2016) der Ev. Kirchengemeinde Kornelimünster-Zweifall bekanntgegeben.
Gilbert Vermeulen
Teamleiter Junge Flüchtlinge Zweifall