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Kirchenkreis-Leitung und Gemeinde Roggendorf besprechen wichtige Zukunfts-Fragen

Zweitägige Visitation in Mechernich und Blankenheim ermöglicht endlich wieder einen persönlichen Austausch – Schwierige Situation für Bauvorhaben und verringerter Umfang der Pfarrstellen sind zentrale Themen - Gemeindeversammlung befürwortet Erhalt von „Zoom“-Gottesdiensten und unabhängigere Organisation von Gemeinde-Gruppen

Dass komplexe, kontroverse und emotionale Themen sich nur bedingt in Video-Konferenzen besprechen lassen, ist in den vergangenen Corona-Jahren immer wieder klargeworden. Umso wohltuender war es, nun endlich wieder eine Visitation im Evangelischen Kirchenkreis Aachen mit einem „Präsenz“-Wochenende gestalten zu können. In früheren Jahren hatte das Leitungsgremium des Kirchenkreises, der Kreissynodalvorstand (KSV), jedes Jahr eine bis zwei Kirchengemeinden besucht, um sich mit ihnen auszutauschen, Eindrücke aus der Arbeit vor Ort zu gewinnen und Gespräche über wichtige Anliegen zu führen. Dies konnte am vergangenen Wochenende in der Evangelischen Kirchengemeinde Roggendorf nun wieder aufgenommen werden.

Welche Angebote interessieren die Menschen?

Mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Kirchengemeinde trafen die Mitglieder des Leitungsteams sich am Samstag im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Mechernich. Dabei wurden zunächst interaktive Gesprächsformate mit Memory-Kärtchen, einem Meinungs-Barometer und einer Fishbowl-Diskussionsrunde genutzt, um sich kennenzulernen und individuelle Standpunkte zu verdeutlichen.

„Wichtige Themen waren zum Beispiel, ob oder wie die evangelische Kirche in Zukunft noch ‚Volkskirche‘ ist, wie die Gemeinde interessante Angebote für die Menschen machen kann und wie wir identitätsstiftende Orte schaffen“, berichtete Cornelia Carl von diesem Nachmittag. Als Presbyterin aus dem Bezirk Mechernich und Mitglied des KSV hatte sie an diesem Wochenende zwei Rollen inne und nahm die Visitation gleichzeitig mit dem Blick als Besucherin und Besuchte wahr. Ergebnisse aus den Diskussionen, die schließlich festgehalten wurden, waren unter anderem: „Teamarbeit in einer Region bedeutet nicht Aufgabe eines Standortes“ oder „Mit ihren Angeboten sollte die Kirchengemeinde nicht in die Breite gehen und sich darin verlieren, sondern sich auf bestimmte Felder fokussieren und auf die Qualität dieser Angebote Wert legen.“

Tätige Nächstenliebe braucht auch finanzielle Mittel

Der Sonntag begann mit einem Abendmahls-Gottesdienst in der Evangelischen Kirche Blankenheim. Pfarrer Christoph Cäsar predigte dort über das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37) und verband dies mit den aktuellen Themen, welche die Kirchengemeinde Roggendorf beschäftigen.

Eine tätige Nächstenliebe wolle auch die Gemeinde mit ihrem geplanten Projekt „Diakonie in der Stadt“ betreiben, sagte Pfarrer Cäsar. Jedoch sei es in der Gemeinde wie mit den Silbergroschen, die der Samariter dem Wirt gibt, um den Beraubten zu pflegen: „Diakonisches Handeln braucht nicht nur Mitgefühl und Barmherzigkeit, sondern auch die finanziellen Mittel, um wirksam werden zu können!“

Zoom-Gottesdienste haben sich als alternatives Angebot bewährt

Nach einem kurzen Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst folgte eine Gemeindeversammlung, die Pfarrerin Susanne Salentin, Vorsitzende des Presbyteriums, moderierte. Unterstützt von den Anwesenden erinnerte sie an viele innovative und gut angenommene Angebote in der Zeit des Lockdowns, als keine persönlichen Gottesdienste und Treffen möglich waren, darunter eine Telefonkonferenz für Seniorinnen und Materialien in Tüten für verschiedene Anlässe, Konfi-Boxen und Whatsapp-Andachten sowie die YouTube-Clips „Auf dem blauen Sofa“. Während vieles davon zu aufwändig beizubehalten sei und auch nicht mehr notwendig, wolle man aber Zoom-Gottesdienste nicht aufgeben und möglichst mindestens einmal im Monat weiterhin anbieten, so waren sich die Teilnehmenden an der Gemeindeversammlung einig.

Konfirmandenzeit wird auf ein Jahr verkürzt

In der Diskussion um den sich verringernden Pfarrerstellen-Umfang in der Gemeinde, der in Zukunft laut Pfarrstellenrahmenplan von 2,5 auf 1,75 Stellen zurückgehen wird, schlugen die Anwesenden unter anderem vor, dass Gemeindemitglieder selbst aktiver werden müssten, wenn es weniger Möglichkeiten von Seiten der Pfarrstelleninhaber gebe, und auch dass immer weniger besuchte Gruppen irgendwann auslaufen könnten, wenn sie nicht mehr gewünscht würden.

Manche Veränderungen sind in der Gemeinde auch schon angestoßen worden, um sich an die aktuelle Situation anzupassen, berichtete Pfarrerin Salentin. So werden nicht mehr an jedem Sonntag Gottesdienste in beiden Bezirken gefeiert, sondern in Mechernich und Blankenheim im wöchentlichen Wechsel. An wichtigen Feiertagen wie Weihnachten, Ostern, Karfreitag, aber auch Erntedank oder dem Ewigkeitssonntag gibt es aber weiterhin Gottesdienste an beiden Orten. Auch die Konfi-Zeit in der Gemeinde wird umgestaltet: Sie wird auf ein Jahr verkürzt, mit wöchentlichen Treffen am Dienstag im einen und am Donnerstag im anderen Bezirk. Ausflüge, Blocktage und eine Freizeit werden gemeinsam durchgeführt.

Schwierige Rahmenbedingungen für Diakonie-Projekt in Mechernich

Vom Stand der Dinge im Projekt „Diakonie in der Stadt“ berichtete Pfarrer Michael Stöhr. Bei diesem Projekt ist der Neubau eines Wohnhauses und Begegnungszentrum in Mechernich geplant, das bezahlbares und barrierefreies Wohnen sowie eine Cafeteria und einen Veranstaltungsraum bieten soll.

„Die Vorplanung war schon 2019 abgeschlossen, aber die Wirtschaftlichkeitsberechnung hat sich seitdem verschoben“, sagte Pfarrer Stöhr. „Die Bauzinsen steigen, das KfW-Darlehen wurde eingestellt, und Handwerker sind seit der Flut in unserer Region nicht zu bekommen. Das Ergebnis einer neuen Prüfung unter den veränderten Bedingungen muss jetzt im Herbst erörtert werden.“

Positive Rückmeldungen des KSV

Zum Abschluss der Visitation äußerten sich Gäste wie Gastgeber positiv über das gemeinsame Wochenende. „Der KSV nimmt eindrückliche Gespräche und Begegnung mit aus diesen Tagen“, sagte Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff, der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Aachen. „Sie gehen in massive Veränderungen hinein, aber es wird allen Gemeinden so gehen, und wir danken Ihnen für die offene Aussprache.“

Während Pfarrer Bruckhoff als dienstältester Superintendent der rheinischen Landeskirche schon eine lange Erfahrung mit Visitationen hat, erlebte Presbyter André Wagner einen solchen Besuch zum ersten Mal. Seit zwei Jahren engagiert er sich in der Gemeindeleitung und seit zwei Monaten hat er dort das Amt des Finanzkirchmeisters übernommen. „Wir haben gemeinsam die Themen besprochen, die uns als Gemeinde stark bewegen und im Gespräch mit dem KSV auch neue Gedanken und Impulse mitgenommen“, sagte er. Besonders habe es ihn gefreut, wenn bei bestimmten Entscheidungen die Rückmeldung gekommen sei, dass man in der Gemeinde den richtigen Weg eingeschlagen habe.

Antworten auf die wichtigen Fragen finden

Neue, ganz konkrete Impulse nahm auch Jugendleiterin Jutta Lindenfels aus dem Austausch mit den Gästen mit. „Ich hatte schon einmal die Idee, die Arbeit mit Kindern und Senioren zu verbinden“, sagte sie. „Jetzt im Gespräch habe ich dafür neue Anregungen bekommen und werde bald einen Nachmittag planen, der dies umsetzt.“ Als Besucherin sagte KSV-Mitglied Britta Rosen ebenfalls, dass sehr intensive Gespräche und Diskussionen geführt werden konnten, welche die Teilnehmenden vorangebracht hätten. „Die Methoden am Samstag haben zu guten persönlichen Gesprächen geführt, die ich als sehr bereichernd empfunden habe, aber es gibt sicher noch offene Punkte, über die noch beschlossen werden muss“, meinte sie. Ähnlich äußerte sich Pfarrerin Salentin: „Der lebendige Austausch, der sehr viele beteiligt hat, war für mich das Highlight der Visitation“, sagte sie. „Wir haben viele wichtige Fragen benannt und sind weiter auf dem Weg, dazu die Antworten zu finden.“

(Text: C. Braun / Kirchenkreis Aachen)

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