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Lesung & Cello: "Das Feld" von Robert Seethaler

Am Samstag, 3. November, um 18 Uhr wird in der Markuskirche die Reihe "Kultur und Spiritualität in Herzogenrath" fortgesetzt.

Wenn die Toten auf ihr Leben zurückblicken könnten, wovon würden sie erzählen? Wäre es eine Geschichte oder die Erinnerung an einen Moment, an ein bestimmtes Gefühl, eine Begegnung?

Pfarrer Joachim Wehrenbrecht liest aus dem Spiegel-Bestseller, Vera Leberecht spielt Cello.

In einer kurzen Rezension erläutert Pfarrer Joachim Wehrenbrecht nachfolgend seine Gedanken zu dem Buch:

Modernes Memento Mori

„Das Feld“ ist ein alter Gottesacker im fiktiven Ort Paulstadt in Österreich.  Hier liegen neunundzwanzig Paulstädterinnen und Paulstädter begraben. Sie sind in den Nachkriegsjahren auf dem „Feld“ beigesetzt worden. Die Toten erzählen rückblickend, wie sie gestorben sind, das heißt, wie sie gelebt haben und was ihnen im Leben wichtig war. „Was bliebt von einem Leben?“ ist die Ausgangsfrage, die Robert Seethaler – wie er in einem Interview sagt – schon lange umtreibt. Die Idee zu einem Roman darüber bewegt ihn schon seit dreißig Jahren. Im „Feld“ erfahren wir Skurriles, Schönes, Trauriges, vor allem aber, wie banal Leben und Tod mitunter sind. Seethalters schöne Sprache überzeugt mich nach wie vor, und es gibt viele nachdenkenswerte Sätze und Lebensweisheiten. Es ist ein modernes Memento Mori, jedoch ergibt der Roman kein Ganzes, er ist wie ein Abreißkalender, eine Aneinanderreihung von Geschichten, ein Kaleidoskop der Vielfältigkeit menschlichen Lebens. Auch die fiktive Kleinstadt bekommt keine erkennbaren Konturen und dort, wo uns Personen in anderen Lebensläufen wieder begegnen, erscheinen sie eher zufällig. Auch wenn die Geschichten einen existentiellen Ausgangspunkt haben und Seethaler ihnen auch stilistisch eine eigene Sprache gibt, bleiben viele eigentümlich blutleer. Das kann Seethaler besser. Ich kann nicht verschweigen, dass mich sein neues Werk nicht überzeugt hat, weil seine literarische Fähigkeit, eine Geschichte zu entfalten, in diesem Sujet nicht voll zum Zuge kommt.  Auch wenn die Perspektive, dass hier die Toten noch einmal zu Wort kommen, interessant klingt, bleibt der Roman blass, und ich verstehe nicht, warum „Das Feld“ über Wochen auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste stand. Aber vielleicht sind ja portionierte Kurzgeschichten im Zeitalter der Kurznachrichten der Renner.

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