„Mama, reide!“ Im großen Saal des Hauses für Familien möchte ein vierjähriges Kind auf das große Schaukelpferd gehoben werden, während ein anderes gerade auf die Rutsche klettert und zwei Kinder auf Autos durch die Gegend sausen. Eine Zweijährige macht stolz ein paar Schritte, indem sie einen Puppenwagen vor sich herschiebt, und ein Baby liegt neben seinem Vater auf einer Matte und schaut gespannt dem Treiben zu. Eltern sitzen in Gruppen zusammen, erzählen und geben sich gegenseitig Tipps. Am Ende setzen sich alle in einen Kreis und singen gemeinsam Lieder mit Gebärdenunterstützung.
Viele der Kinder, die hier spielen, haben Trisomie 21 – auch Down-Syndrom genannt – oder eine andere Entwicklungsverzögerung, aber auch ihre Geschwister kommen gerne mit ins Haus für Familien: Es ist einer der Familiennachmittage vom Forum 21 Aachen, bei dem sich Familien mit Kindern im Alter von null bis zehn Jahren mit verschiedenen Entwicklungsbeeinträchtigungen zum gemütlichen Austausch treffen. Erfahrungsaustausch, Gemeinschaft, Verständnis und Spielen stehen hier im Mittelpunkt.
Vernetzung der Familien wichtig
Die Selbsthilfegruppe Forum 21 Aachen wurde im Jahre 2019 von zwei Familien ins Leben gerufen, die ein Kleinkind mit Trisomie 21 haben. Der Gedanke einer Vernetzung von Familien mit einem Kind mit besonderen Bedürfnissen war von Beginn an zentral. Neben den regelmäßigen Familiennachmittagen am Samstag konnte mit Hilfe des Hauses für Familien (der Evangelischen Familienbildung Aachen), das seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, das Angebot einer zweiwöchentlichen Spiel- und Krabbelgruppe für Familien etabliert werden.
Diese richtet sich an Familien mit jüngeren Kindern, da sich gerade für Eltern, die erst vor kurzem ein Kind mit Behinderung bekommen haben, oft viele Fragen stellen: „Welche Unterstützungsangebote gibt es?“, „Wie beantrage ich einen Pflegegrad für mein Kind und worauf sollte ich dabei achten?“ oder „Welcher Arzt ist zu empfehlen?“. Viele dieser Fragen können von anderen Eltern beantwortet werden mit neuen, guten Ideen und Hinweisen.
Manchmal reicht es in einer schwierigen Situation, auch bei anderen Eltern, die ähnliches erlebt haben, gute Zuhörer zu finden. Und oft wird auch einfach nur erzählt und gemeinsam mit den Kindern gespielt und gesungen.
Auch Seminare oder Vorträge werden organisiert
Darüber hinaus haben die engagierten Eltern auch verschiedene Seminare organisiert und über das Forum 21 angeboten. Hier sind die Bildungsangebote zum Thema „Frühes Lesen“ und „Lösungsorientiertes Verhaltenstraining bei herausforderndem Verhalten“ besonders hervorzuheben, die jeweils ein ganzes Wochenende umfassten.
Aber auch zu Abendveranstaltungen mit fundierten Informationen zu den Themen „Behindertentestament“, „Beantragung eines Pflegegrades“, „Schwerbehindertenausweis“, „Gesetzliche Rechte bei pflegebedürftigen Familienmitgliedern“ oder zum Thema „Trocken werden“ wurden entsprechende Experten eingeladen und stellten sich den Fragen der Eltern. Einige der Veranstaltungen wurden aufgrund der Pandemie online durchgeführt, andere wurden in Kooperation mit dem Haus für Familien organisiert und konnten in dessen Räumen stattfinden.
Die Erfahrungen der betroffenen Familien in Bezug auf die Übermittlung der Diagnose einer Behinderung nach der Geburt brachte die Selbsthilfegruppe ebenfalls dazu, „Willkommenstaschen“ mit ersten Informationen, liebevollen Geschenken sowie Vernetzungs- und Kontaktangeboten für neue Eltern eines Kindes mit Down Syndrom zu gestalten, die an die Entbindungskliniken in der Städteregion Aachen verteilt wurden.