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Pfarrer Köhne: zuhören, überlegen, Räume schaffen

Rückblick auf 30 schöne Jahre in Roetgen: „Ich gehe jetzt in den ganz normalen Ruhestand" - Heute letzter Arbeitstag

VON GÜNTHER SANDER

ROETGEN.  Pfarrer Wolf­gang Köhne von der evan­gelischen Kirchengemein­de geht in den Ruhestand. Für ihn ist nach 30 Jahren Pfarrdienst in Roetgen die Zeit gekommen, Bilanz zu ziehen. Bei einem persön­lichen Gespräch mit ihm ist zu hören: „Roetgen war für mich eine schöne Zeit!" Es gibt keinen Blick zurück im Zorn? Er sei mit sich daher durchaus zufrieden.

Heute, 21. Februar, ist sein letzter Arbeitstag, es wird um 10 Uhr einen Ab­schieds-Gottesdienst unter strengen Corona-Auflagen geben. Kein Händeschütteln, lediglich ein freundli­ches Lächeln und ein herz­liches Dankeschön. „Bye, Bye, Wolfgang!"

Wolfgang Köhne war ein Pfarrer zum Anfassen, der immer für die Menschen, egal welchen Glaubens, da war, sich mit ihnen be­schäftigt hat, ein offenes Ohr hatte. Fest steht, er war beliebt, hat in Roetgen in den 30 Jahren erfolgrei­chen Wirkens Spuren hin­terlassen.

Bewährtes fortführen. Neues erproben

Seinen Dienst begann er im September 1990 als Nach­folger von Pfarrer Dr. Fried­rich Eltester. Der hatte dem jungen Mann eine Reihe von Räumen hinterlassen, an die Köhne sich gerne er­innert, die mit Leben erfüllt werden mussten. Er wusste, wie immer erwartet eine Gemeinde, dass Bewährtes fortgeführt und auch Neu­es erprobt werde. Das sei das bekannte Modell des Fortschritts, daran habe er sich stets gehalten: „Ich habe gar nichts geändert", sagt er dazu.

Der Pfarrer erinnert an die aktive Jugendarbeit in Rott; engagierte Erwachse­ne hätten Kurse angeboten (Koch- bis Computerkur­se). Es folgten Rücken­gymnastik, Krabbelgrup­pen. Nicht zu vergessen der Kontaktkreis, den Frau Findekind über 25 Jahre in bewusster ökumenischer Ausrichtung betreut habe. „Die Jugendarbeit und der Kontaktkreis trugen we­sentlich mit dazu bei, dass die Konfession heute keine Rolle mehr im Dorf spielt.“

„Was ich dazu getan habe?" Von Zeit zu Zeit, wenn Dorffest war, habe er gemeinsam mit seinem ka­tholischen Kollegen Hans-Georg Schornstein und engagierten Ehrenamtli­chen auf dem Sportplatz einen Gottesdienst gehal­ten. „Das genügte." Er habe sich aber auch, wenn wie­der eine neue Initiative an ihn herangetreten sei, alles angehört, ob das passt. Und dann Räume zum Erproben freigegeben.

In Roetgen sei es die In­itiative von Frau Schup­pener mit dem Posaunen­chor gewesen. Köhne kann weiteres auflisten: Der Li­teraturkreis, die Hospiz­gruppe (seit 25 Jahren eine feste Größe im Altkreis Monschau), der Basar für Ma-Niketan sowie andere Gruppen, die zwar glanz­volle Höhepunkte hatten, aber leider danach wieder verschwunden seien.

Blühende Jugendarbeit im Gemeindehaus

Wolfgang Köhne spricht von einer zehn Jahre lang blühenden Jugendarbeit im Gemeindehaus in Ro­etgen; von jungen Erwach­senen ehrenamtlich gelei­tet mit regelmäßigen Feten und Konzerten. „Leider hat sich der Chor mangels Stimmen aufgelöst." Aus Altersgründen gibt es den von Frau Schildknecht ge­leiteten Müttertreff nicht mehr. Aber es geht immer weiter: Es haben sich enga­gierte Leute aus dem Mon­schauer Land gefunden und im Gemeindehaus von Roetgen ein „Repair-Cafe" gegründet. Hier sei das In­teresse erfreulich groß, bi­lanziert er.

Köhne lacht und sagt: „Was ich selber dabei ge­macht habe? Gar nichts" Außer zuhören, mit über­legen, Räume schaffen. Ei­ner der schönsten Räume der Gemeinde sei die Kir­che an der Rosentalstraße. Hier wissen alle, was es heißt „Räume schaffen!"

Der Pfarrer erwähnt die umfangreichen Restaurie­rungsarbeiten und weiß, jetzt gelte es noch,- die Or­gel generell zu überholen. Darum habe er sich geküm­mert, so manche Konzerte und Lesungen ins Gottes­haus geholt.

Ja, der Konfirmanden­unterricht sei inhaltlich, vor allem auch methodisch verändert worden. Immer dann, wenn er gemerkt habe, dass eine neue Gene­ration gekommen sei. „Na­türlich habe ich auch den Gottesdienst verändert. Ich rede heute anders als vor 30 Jahren." Auch dazu habe er nichts zu tun brau­chen. Älter werde man von selbst. „Auch hier gilt, was ich oben gesagt habe. Dann muss man sich eben selber zuhören, mit überlegen - und Raum für Neues schaf­fen!", schließt der Pfarrer.

Köhne, 65 Jahre alt, geht in den „ganz normalen Ruhestand", er muss sein Haus in der Rosentalstraße räumen. „Ich weiß noch nicht, was ich wo machen werde. Auf jeden Fall blei­be ich in der Region", sagt Köhne abschließend. Die beiden Pfarrer-Kollegen Jens-Peter Bentzin und Vol­ker Böhm werden künftig für Roetgen zuständig sein.

(aus: Zeitung am Sonntag, 21.02.2021)

 

 

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