Wen wundert es: Über einen guten Draht zu den Mächten, die das Wetter bestimmen, scheint die Evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidenern Tal zu verfügen. Hitze und strahlender Sonnenschein empfing die Gläubigen, die am Sonntagmorgen an der Oleftreppe in Hellenthal wieder einmal ein Tauffest feierten. Bereits zum vierten Mal gab es die Gelegenheit zur Taufe in der Olef. Im Jahr 2018 war zum ersten Mal die Möglichkeit angeboten, sich im „Bach“ auf gute, alte Christenart taufen zu lassen.
Sakrament im eiskalten Wasser der Olef
Gummistiefel halfen auch nicht mehr
Doch eines war unübersehbar anders in diesem Jahr. „So viel Wasser war noch nie“, stellte Pfarrer Oliver Joswig mit einem schnellen Blick auf den Wasserstand des Flusses fest. Auch Gummistiefel halfen da nicht mehr, wie der Reporter feststellen musste. Joswig hatte sich dagegen mit festen Sandalen ausgerüstet. Neoprensocken sollten ihn außerdem vor der Wassertemperatur bewahren. Auf fünf bis sechs Grad ist das Wasser der Olef zuverlässig temperiert, was zwar zuerst als willkommene Abkühlung erscheint, bei längerem Aufenthalt im „Bach“ aber auch unangenehm werden kann.
Kurzfristige Absagen trübten die Stimmung nicht
Fünf Täuflinge hatten sich für das Tauffest angemeldet. Von einem halben Jahr bis zu knapp 14 Jahren reichte die Bandbreite der Taufwilligen. „Eigentlich sollten es neun sein“, informierte Joswig. Doch vier hätten kurzfristig noch absagen müssen.
Besonders eindrücklich wollte der 13-jährige Jona, der in diesem Jahr auch zu der Konfirmandengruppe gehört, die Taufe erleben. Er legte sich der Länge nach trotz gebrochenem Arm in die Olef und ließ sich von Joswig das Wasser über den Kopf laufen. „Wenn schon, denn schon“, sagte Jona vor dem Gottesdienst. Wie genau das werden würde, wisse er nicht. „Ich mache das nach Gefühl“, sagte er.
Open-Air-Gottesdienste sind sehr beliebt
„Das Ursprüngliche ist der Reiz, sich in einem Fluss taufen zu lassen“, sagte Joswig. Doch nicht alle würden das so haben wollen. Die Taufe in der Kirche sei immer noch genauso beliebt. Aber Open-Air-Gottesdienste seien immer toll. „Das spricht jung und alt an“, sagte der Pfarrer. Bei Corona sei es überhaupt die einzige Möglichkeit gewesen, gemeinsam Gottesdienst zu feiern. „Wir wollen die Taufe in der Olef demnächst alle zwei Jahre anbieten“, kündigte er an.
Ohne Schuhe ging es ins kalte Wasser
Mit der Taufe des Kämmerer durch Philippus, die in der Apostelgeschichte beschrieben wird, lud Joswig die Familien und die Paten ein, zu ihm in das kalte Wasser zu steigen. Während die kleinen Mädchen die Röcke rafften oder sich auf den Arm nehmen ließen, entledigten sich die Erwachsenen ihres Schuhwerks, hielten kurz die Luft an und stellten sich zu dem Pfarrer in das kalte Wasser. Nur die meisten der Konfirmanden ignorierten die Einladung, Jona zu begleiten und verfolgten den Ritus vom sicheren Ufer aus.
Puppen-Sketch für die kleinen Besucher
Für die kleinen Besucher hatten Conny Friedrichs und Brigitte Vogel-Joswig einen neuen Sketch mit den Puppen „Kiki“ und „Max“ vorbereitet. Neben dem Kirchenmusiker Werner Harzheim sorgte das Bläsercorps „Leineweber-Ensemble“ für die Begleitung des Gottesdienstes. Nach dem Schlusssegen lud die Kirchengemeinde noch Kaffee und Kuchen ein. (Text: Stephan Everling)