Die so genannte „Tschippendorfer Glocke“ ist von Unbekannten vom Friedhof in Baesweiler-Setterich gestohlen worden. Ihr Fehlen wurde Anfang dieser Woche bemerkt. Die 28 Kilogramm schwere Glocke war ursprünglich die Schulglocke im Siebenbürger Ort Tschippendorf in Rumänien. Sie hing von 1926 bis 1944 an der Volksschule Tschippendorf und war mit ihrem Klang ein Symbol alltäglicher Normalität. Zu Beginn der Flucht vieler Einwohner im Jahr 1944 wurde die Glocke abmontiert und gelangte durch den Treck der Gemeinde Tschippendorf über Österreich nach Setterich, wo sie schließlich der evangelischen Kirchengemeinde überantwortet wurde. Da sie harmonisch leider nicht zum Klang der übrigen Glocken passte, diente sie schließlich seit 1957 auf dem kommunalen Friedhof als Trauerglocke und läutete so unzähligen Settericher Bürgerinnen und Bürgern das letzte Geleit. 2006 wurde schließlich auf Vorschlag des Settericher Geschichtsvereins durch zahlreiche Spenden eine Bedachung der Glocke erstellt.
Chancen auf Wiedererhalt der Glocke leider gering
Mit diesem geschichtlichen Hintergrund ist die Tschippendorfer Glocke gleichzeitig ein identitätsstiftendes Symbol für die Siebenbürger Wurzeln vieler Settericher Familien, wie auch ein gemeinschaftsstiftendes Zeichen für ein gelungenes Miteinander im Ort. Die Evangelische Kirchengemeinde Setterich-Siersdorf bedauert den Verlust der Tschippendorfer Glocke sehr. Sie hofft darauf, dass die Glocke bald wieder gefunden wird, beurteilt die Chancen darauf aber als gering. Sie wünscht sich, dass möglichst bald wieder eine Glocke für den kommunalen Friedhof angeschafft wird und wird deshalb das Gespräch mit der Kommune sowie verschiedenen Settericher Institutionen und Vereinen suchen.
(Text: Pfarrer Ulrich Schuster)