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Verantwortungsvoll gegenüber Menschen, Material und Umwelt

Wie die Kirchengemeinden des Kirchenkreises mit den Herausforderungen durch steigende Energiekosten, Ressourcenschonung und den Werterhalt der Gebäude umgehen

Heizen oder nicht heizen – das ist derzeit überall die Frage, auch in den Kirchengemeinden des Kirchenkreises Aachen. Heizkosten sparen, Klimagase reduzieren, Schimmelbefall verhindern: Innerhalb dieses Dreiecks müssen die Presbyterien entscheiden, was das Beste für ihre Gemeinde ist. Oft fallen die Lösungen für verschiedene Predigtstätten unterschiedlich aus.

So etwa in der Kirchengemeinde Roggendorf. Dort ist die Heizung in der Blankenheimer Kirche so alt, „dass niemand (auch ein Fachmann nicht) sich an die Steuerung der Kirche wagt – man ist froh, dass sie läuft,“ bekennt Pfarrerin Susanne Salentin. Dafür wird in anderen Gebäuden umso mehr auf Einsparungen geachtet: Die Kirche in Roggendorf hat nur noch eine Grundtemperatur von 12 Grad und wird auf 14 Grad für die Gottesdienste hochgeheizt, dort liegen Decken bereit.
Im Dietrich Bonhoeffer-Haus wurde eine Funksteuerung an den Heizkörperthermostaten angebracht. So können Zieltemperaturen genau eingestellt, Nutzungszeiten einprogrammiert und auf jeden Fall um spätestens 22 Uhr die Heizkörper herunterreguliert werden.

Je kürzer die Veranstaltung, desto kühler

Auf digitale Thermostate setzt auch die Kirchengemeinde Kornelimünster-Zweifall. Zusätzlich werde mit einer Vielzahl von Messstellen die Einhaltung der Temperaturen, Luftfeuchtigkeit und Verbräuche kontrolliert, erklärt Pfarrer Rolf Schopen. Die Kirchen werden nur noch auf 16 bis 17 Grad und die Gemeinderäume auf 19 Grad aufgeheizt. Außerdem hat das Presbyterium beschlossen, für das Gemeindezentrum und die Kirche in Kornelimünster eine neue, fossilenergiefreie Heizung anzuschaffen.

Während die Kirchengemeinde Monschauer Land das Gemeindehaus Lammersdorf wie bisher beheizen wird, wird in der Stadtkirche Monschau die Temperatur deutlich abgesenkt. „Dies ist möglich, da die dortigen Angebote wie das wöchentliche Abendlob nicht so lange dauern und wir Decken ausgelegt haben,“ führt Pfarrer Volker Böhm aus. Für die Kirche in Roetgen habe man einen Mittelweg gewählt: Gottesdienste finden bis Neujahr dort in der gewohnt beheizten Kirche statt, danach ziehen die Gottesdienste ins Gemeindehaus als Winterkirche um und die Temperatur in der Kirche wird reduziert.

Gemeindezentren als Winterkirchen

Auch in der Christusgemeinde Alsdorf-Würselen-Hoengen-Broichweiden und der Lydia-Gemeinde Herzogenrath werden Kirchen in den Wintermonaten geschlossen und Gottesdienste in die angrenzenden Gemeindezentren verlegt. Konkret ist das so bei den drei Martin-Luther-Kirchen in Alsdorf, Würselen und Merkstein sowie der Markus-Kirche in Herzogenrath-Mitte. Ausnahme sind in beiden Gemeinden die Weihnachtsgottesdienste. Doch sollte man sich warm anziehen, da die Kirchen zwar geöffnet, aber trotzdem nicht (Lydia-Gemeinde) bis nur mäßig (Christusgemeinde) geheizt werden. Das Lukas-Gemeindezentrum in Kohlscheid und die beiden Kirchen in Vorweiden und Mariadorf werden durchgehend für Gottesdienste genutzt und auch beheizt mit Rücksicht auf die jeweiligen baulichen Erfordernisse.

Pfarrer Joachim Leberecht aus Herzogenrath: „Wir messen in beiden Kirchen regelmäßig die relative Luftfeuchtigkeit. Bisher wurden die 70 Prozent nicht überschritten, die Temperatur in den Kirchen liegt derzeit um die 10 Grad. In Merkstein werden den Gottesdienstbesuchern Decken zur Verfügung gestellt, in der Markuskirche bringen sich Gemeindeglieder Decken teilweise selbst mit. Die Gemeindeglieder und Gottesdienstbesucher tragen das mit großem Verständnis mit.“

Den Empfehlungen der rheinischen Landeskirche folgend werden in den Gemeindezentren der Christusgemeinde Treppenhäuser, Flure oder Eingangsbereiche nicht mehr beheizt und bei Veranstaltungen ist die Raumtemperatur auf 19 Grad festgelegt.

Dämmung macht den Unterschied

Die jüngste Kirche im Kirchenkreis ist die Genezareth-Kircheim Bereich West der Kirchengemeinde Aachen. Der Neubau von 2018 ist so hervorragend isoliert, dass bis Ende November überhaupt noch nicht geheizt werden musste. Für die Wintermonate hat das Bereichspresbyterium beschlossen, die Heizung im Kirchraum auf 17 Grad zu drosseln und in den Gruppenräumen auf 19 Grad. „Bisher sind die Rückmeldungen der Gemeindeglieder sehr verständnisvoll. In der Regel bringen die Menschen eine dicke Jacke mit,“ erklärt Pfarrerin Bettina Donath-Kreß.

Ebenfalls für ihre Verhältnisse gut gedämmt seien die Friedenskirche und das angrenzende Gemeindezentrum in Baesweiler, so Pfarrer Jochen Gürtler von der Kirchengemeinde Baesweiler-Setterich-Siersdorf: „Wir heizen nicht anders. Wir heizen die Kirchen (und das Gemeindehaus) nur dann, wenn die Räume genutzt werden. Da wir mit Pellets heizen, halten wir die Kosten für die Beheizung der Kirche für Gottesdienste mit 10 bis 15 Euro für vertretbar.“

Veranstaltungen komprimieren und zentralisieren

Mit den bauphysikalischen Folgen durch Reduzierung der Raumtemperatur hat sich auch der Synodale Bauausschuss des Kirchenkreises intensiv auseinandergesetzt und folgende Empfehlungen an die Presbyterien ausgesprochen:

  • „…wo möglich, die Gottesdienststätten deutlich geringer (Frostschutz) oder nur mit deutlich reduzierter Raumtemperatur zu beheizen.“
  • zu prüfen, „welche Veranstaltungen komprimiert und zentralisiert an einem Ort stattfinden können um Energie einzusparen und unnötiges, mehrfaches Aufheizen und Auskühlen der Räumlichkeiten zu ersparen.“

Wie die Beispiele zeigen, werden diese Empfehlungen in den Gemeinden vor Ort entsprechend umgesetzt - immer mit Blick auf die baulichen Begebenheiten und Bedürfnisse vor Ort.

Dabei ist es Markus Plum von der Synodalen Bauberatung wichtig, vor allem die Aspekte „Reduzierung des CO2 Ausstoßes“ und „Energieeinsparung“ in den Blick zu nehmen und nicht nur kurzfristig durch niedrigere Raumtemperaturen zu sparen, sondern mittel- und langfristig durch z.B. sinnvolle Erneuerung von Heizungsanlagen, bessere Gebäudedämmung, Aufbau von Photovoltaikanlagen. Dazu hat der Bauausschuss auch alle Strom- und Heizenergieverbräuche der Liegenschaften im Kirchenkreis seit 2019 erfasst. Diese Daten werden derzeit ausgewertet, um zu einer Einschätzung zu kommen, für welche Gebäude welche Maßnahmen sinnvoll sind. Um auch in Zukunft verantwortungsvolle Entscheidungen treffen zu können – für die Gebäude, die Umwelt und die Menschen.

Text: Juliane Siekmann

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