Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in unserer Region noch viele Hausgärten, die vor allem der Ernährung der Bürger dienten. Im Laufe des Wirtschaftswunders“ wurden immer mehr Gärten aufgegeben und in Rasenflächen umgewandelt. Heute sind Nutzgärten eine Rarität.
So lief auch Ende 2023 der letzte Pachtvertrag für den Gemeindegarten der Evangelischen Kirchengemeinde Zweifall aus. Nun musste über eine neue Nutzung nachgedacht werden. Für zwei Beete fand sich noch ein Interessent. Aber was sollte mit den restlichen Beeten geschehen? In einem intensiven Gespräch mit Petra Jentgens entwickelte sich mit und mit ein Konzept. Den Gemeindegarten sich ganz sich selbst zu überlassen, kam nicht in Frage. Eine behutsame Pflege wurde als sinnvoll angesehen.
Auch in unserer Region nimmt das Insektensterben mittlerweile dramatische Ausmaße an. Immer mehr der artenreichen Mähwiesen verschwinden und machen der Silagebewirtschaftung Platz. Die erste Mahd beginnt schon im April, danach wird in kurzen Abständen nur noch gemäht, Gülle ausbracht usw. bis in den November. Weder Gräser noch Wildblumen kommen zum Blühen und Aussamen. Das heißt: Für die Insekten (Bienen, Schmetterlinge, Käfer und zahlreiche andere Blütenbestäuber ist keine Nahrung mehr auf diesen Weiden vorhanden. Durch Versiegelung (Wohnungsbau, Industriegebiete, Straßenbau usw.) fallen zusätzlich in NRW jährlich 2044 Hektar, das entspricht etwa 2044 Fußballfeldern, für die Insekten aus. Aber für die Bestäubung von Obst und Gemüse sind Insekten lebensnotwendig. Ohne Insekten ist unsere Ernährung nicht mehr gewährleistet! Darum war es unsere Idee, den Gemeindegarten für Insekten attraktiv zu gestalten.
Die schon bestehende große Vielfalt an Blumen und Sträuchern soll auf jeden Fall erhalten bleiben. Die aufgegebenen Beete wurden mit einer insektenfreundlichen Samenmischung eingesät. Im Wiesenbereich wurden schon einige Weißdornsträucher und eine Kirschpflaume eingepflanzt. Am vorhandenen Gestänge im oberen Bereich wurden Weintrauben und Hopfen angepflanzt. Im Laufe des Jahres wird noch ein Sandhaufen als Nistgelegenheit für Wildbienen angelegt. Um eine Verbuschung zu vermeiden, werden kleine Flächen im Jahresverlauf gemäht.
Zur Zeit arbeiten bis zu zwölf Frauen und Männer jeweils am ersten Samstag im Monat im Gemeindegarten. Aber Jeder, ob jung oder alt, ist herzlich willkommen, mitzuarbeiten und seine Ideen einzubringen. Schauen Sie einfach mal vorbei!
Unser nächstes Treffen ist am Samstag, dem 6. Juli ab 10 Uhr.
Norbert Franzen