Aktuelles

Weihnachten unter freiem Himmel

Kirche in Corona-Zeiten

Feldgottesdienst mit 150 Schafen oder der Stall im Carport - in diesem Jahr wird die Weihnachtsbotschaft kreativ verkündet. Kürzer, kleiner und dafür mehr, lautet die Devise. Und gefroren wird wohl auch.

Von Sandra Stalinski, tagesschau.de

Nicht nur in den Familien, auch in den Kirchen wird es dieses Jahr an Weihnachten sehr viel ruhiger zugehen als sonst. Den voll besetzten Gottesdienst mit dichtem Gedränge vor der Krippe wird es an Heiligabend 2020 nicht geben. Stattdessen haben sich zahlreiche Kirchengemeinden kreative Formate ausgedacht, wie sie Weihnachtsfest in diesem Jahr trotzdem feiern können.

Zum Beispiel die evangelische Markuskirche in Bremerhaven. Dort können die Besucher am Weihnachtstag ein Stationenkrippenspiel erleben. Rund um die Kirche werden einzelne Szenen der Weihnachtsgeschichte aufgebaut und die Kirchenbesucher können diese in Kleinstgruppen ablaufen. "So erleben sie quasi wie Maria und Josef damals, wie sie in den verschiedenen Herbergen abgelehnt werden und schließlich im Stall ankommen, der im Carport der Kirche aufgebaut wird", sagt die Pastorin der Gemeinde, Friederike Köhn, im Gespräch mit tagesschau.de.

"Lebendiges Krippenspiel"

Die Kirche sei viel zu klein, um die vielen Besucher an Weihnachten unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen aufnehmen zu können. Deshalb habe man sich für eine Alternative unter freiem Himmel entschieden. Im Fünf-Minuten-Takt können die Besucher über mehrere Stunden hinweg das "lebendige Krippenspiel" erleben. "Und wenn es die Vorschriften erlauben, wird es noch eine ganz kurze Andacht für kleine Gruppen in der Kirche geben und ein gemeinsames 'Oh du Fröhliche'-Singen draußen vor der Kirche - mit ganz viel Abstand", hofft Köhn.

Solche Stationengottesdienste wird es in diesem Jahr in vielen Gemeinden in Deutschland geben. Darüber hinaus haben sich die Kirchen zahlreiche weitere Varianten ausgedacht, Weihnachten Corona-konform zu begehen. Kürzere Gottesdienste mit weniger Menschen, dafür aber mehrere hintereinander, lautet die Devise in vielen Gemeinden. Viele Angebote finden unter freiem Himmel statt.

"Keiner soll zu Hause bleiben müssen"

Unter dem Motto "Krippe on tour" kommt beispielsweise im niedersächsichen Bad Bentheim die Kirche kurzerhand zu den Menschen. Mit einem Trecker-Gespann fahren altreformierte, reformierte, katholische und evangelische Gemeinden am 24. Dezember gemeinsam vier verschiedene Stationen rund um den Burgberg der Stadt an. Vom weihnachtlich dekorierten Anhänger aus werden Priester und Pastoren jeweils eine kleine Andacht halten. "Wir singen einige Lieder, tragen die Weihnachtsgeschichte vor, und es gibt eine kurze Auslegung", sagt Pastor Ulrich Hirndorf vom evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Emsland-Bad-Bentheim. "Keiner soll zu Hause bleiben müssen, weil er Angst hat, keinen Platz mehr in der Kirche zu finden."

Auch Drive-In-Gottesdienste, Andachten auf Bauernhöfen oder großen Plätzen oder Pilgergottesdienste soll es geben. In Nusse, einer kleinen Gemeinde in Schleswig-Holstein planen katholische und evangelische Kirche gar einen "Gottesdienst auf dem Hirtenfeld" mit 150 Schafen. Schließlich seien die Hirten die ersten gewesen, die die Botschaft von der Geburt Jesu gehört hätten und zur Krippe gelaufen seien, sagt die katholische Gemeindereferentin Monika Tenambergen.

Hygienevorschriften müssen beachtet werden

Zwar sind gängige Gottesdienste in der Kirche an Weihnachten nicht grundsätzlich verboten - allerdings müssen die jeweiligen Hygieneauflagen beachtet werden. Das war das Ergebnis eines Gesprächs zwischen Bundesinnenministerium und Religionsvertretern in der vergangenen Woche. Schon im Frühjahr, nachdem Gottesdienstbesuche für mehrere Wochen verboten waren, hatten Bistümer, Landeskirchen und Gemeinden Hygienekonzepte für ihre religiösen Feiern entwickelt. Diese gelten nach wie vor.

Dazu gehören Abstandsregeln, das Tragen von Mund-Nasen-Schutz, Nutzung von Desinfektionsmitteln, Erfassen von Kontaktdaten, Lüften, Verzicht auf gemeinsamen Gesang und Teilnehmerbegrenzung. Entscheidend ist aber das lokale Infektionsgeschehen. Im Kreis Hildburghausen in Thüringen wurden etwa wegen der stark gestiegenen Fallzahlen Gottesdienste am ersten Adventswochenende untersagt. Andere Gemeinden sagen geplante Gottesdienste auch von sich aus ab. Gottesdienstbesucher sollten sich im Vorfeld genau informieren, was wo stattfindet, ob eine Anmeldung erforderlich ist und welche Auflagen gelten.

Religiöse Großveranstaltungen abgesagt

Gottesdienste in Fußballstadien, wie sie beispielsweise in Hamburg, Hannover und Braunschweig geplant waren, wurden abgesagt. Generell sind religiöse Großveranstaltungen aus Pandemieschutzgründen dieses Jahr nicht möglich. Darauf hatten Bund und Länder sich am 25. November geeinigt.

Aber auch für diejenigen, die sich trotz aller Bemühungen um Hygiene und Sicherheitsbestimmungen dieses Jahr an Weihnachten nicht in die Kirche oder zu Freiluftgottesdiensten trauen, haben die Kirchen ein Angebot. Gerade die großen Kirchen setzen weiterhin auf Fernseh- und Onlinegottesdienste oder Krippenspiele für Kinder auf den Gemeindeseiten im Netz oder auf Youtube.

"Weihnachten kann Kraftquelle sein"

Die Deutsche Bischofskonferenz und die EKD geben zudem eine eigens angefertigte "Hausliturgie für Weihnachten" heraus. Darin enthalten sind das Weihnachtsevangelium, Weihnachtslieder und Gebete, um auch zu Hause feiern zu können.

Denn gerade in diesem Jahr sei es wichtig, dass die Kirchen für die Menschen etwas anböten, findet Pastorin Köhn. "Weihnachten ist das Fest, wo Hoffnung greifbar wird und Licht in die Dunkelheit kommt." Zwar stehe der Gesundheitsschutz an erster Stelle, dennoch müsse die Botschaft, "dass Weihnachten wird", zu den Menschen kommen, sagt sie. "Das kann in dieser Zeit der Pandemie eine Kraftquelle sein."

Ansprechpartner:innen

Heike Keßler-Wiertz

Vorständin

Geschäftsstelle
Reichsweg 30
52068 Aachen

0241 / 56 52 82 90

N.N.

Sprecher:in des Vorstandes

0241 / 56 52 82 90