Die Kritik, die die Mitarbeiterinnen der Suchthilfe Alsdorf am Bundesteilhabegesetz üben, ist deutlich. „Es ist einfach zu viel“, bringt es Alexandra Brandt, Koordinatorin für Betreutes Wohnen, beim Besuch der Bundestagsabgeordneten Catarina dos Santos-Wintz (CDU) am vergangenen Freitag auf den Punkt.
Die Liste der Kritikpunkte ist lang. Dos Santos notiert sie dennoch und verspricht, sie in die CDU/CSU-Fraktion einzubringen, wenngleich ihr als Oppositionspolitikerin nur die Rolle bleibt, Druck auf die Bundesregierung auszuüben.
Erste Träger geben auf
Doch genau diesen Druck braucht es aus Sicht von Brandt auch dringend. Denn mit Inkrafttreten des Bundesteilhabegesetzes 2016 haben sich die Bedingungen für Träger des Betreuten Wohnens massiv erschwert. „Wir haben bei uns in der Region die ersten Träger, die sich aus dem Betreuten Wohnen als Arbeitsbereich zurückziehen“, berichtet die Sozialpädagogin. Der Hauptgrund dafür läge in der fehlenden Planbarkeit, die zu Unsicherheiten sowohl bei den Hilfswerken als auch bei den Klientinnen und Klienten führe. Hinzu komme die vermehrte Bürokratisierung.
„Anstatt wie bisher einen 14 Seiten langen Antrag zu stellen, füllen wir jetzt 40 bis 60 Seiten aus. Ganz zu schweigen davon, dass wir dafür nicht mehr Zeit zur Verfügung haben, ist von einem niederschwelligen Antrag für unsere Klientinnen und Klienten nichts zu spüren“, so Brandt weiter.
Auf Bewilligungen warten die Mitarbeitenden inzwischen bis zu 12 Monate. Und wenn am Ende einer so langen Bearbeitungszeit Ablehnungen und Kürzungen vorgenommen werden, bleibt der Träger mit den Kosten alleine. „Auch aus finanzieller Sicht ist unsere Arbeit für uns leider wie eine Wundertüte geworden.“
Schriftliche Einzelfrage an die Bundesregierung
Dos Santos zeigt sich fassungslos. „Eine der größten Herausforderungen, die uns auch in diesem Bereich begegnet, ist der Fachkräftemangel. Wenn ich diese Schilderungen höre, muss ich mich unweigerlich fragen, wie man junge Menschen für diese wichtige Arbeit begeistern will. Da muss sich dringend etwas ändern.“ Um politischen Druck direkt aufzubauen, verspricht die CDU-Politikerin, die geplante Zeitschiene per schriftliche Einzelfrage an die Bundesregierung zu stellen. „Wenn das der dringlichste Punkt ist, damit Sie Ihre Arbeit ordentlich machen können, ist es mir wichtig, ihn möglichst zeitnah für Sie zu klären“, so dos Santos. Alexandra Brandt zeigt sich dankbar: „Das Betreute Wohnen liegt mir sehr am Herzen und ich wünsche mir einfach, dass ich meinen Beruf wieder mit Freude ausüben kann.“