Früh machte sich die 25-köpfige Gruppe aus Kornelimünster-Zweifall mit dem Bus auf die Reise. Interessante kleine Vorträge und immer mal wieder gemeinsames Singen ließen uns die lange Fahrt kürzer erscheinen als sie tatsächlich war.
Untergebracht waren wir in der modernen Jugendherberge, unmittelbar neben der Schlosskirche. Das berühmte Portal, an dem Luther die 95 Thesen angeschlagen haben soll, war in Sichtweite.
Mit der Altstadtbahn ließen wir uns am ersten Tag bequem durch die historische Altstadt chauffieren und konnten so mit den Informationen unseres Stadtführers einen ersten Eindruck der geschichtsträchtigen Lutherstadt Wittenberg gewinnen. Schlosskirche, Hundertwasserschule, Lutherhaus und die alte Universität LEUCAREA waren nur einige Stationen.
Im Hof des Lutherhauses trafen wir als Nächstes einen Wegbegleiter Philipp Melanchthons im historischen Gewand. Er begleitete uns durch das im Stil der Renaissance erbaute Melanchthonhaus, architektonisches Kleinod und eins der schönsten Bürgerhäuser Wittenbergs. Die Ausstellung dort in Verbindung mit den interessanten und verständlich ausgeführten Erzählungen unseres Führers hoben uns den Humanisten und Reformator Melanchton etwas aus dem Schatten des großen Reformators Luther.
Die nächsten Stationen waren dann die alte Universität und die Cranachhöfe. In diesen Renaissancehöfen befanden sich die Wohn- und Wirkungsstätten von Lucas Cranach dem Älteren und seinem Sohn. Hier betrieben sie u.a. die Druckerei, in der die Bibelübersetzung Martin Luthers erschien.
Die Stadtkirche St. Marien, in der Luther predigte, der erste Gottesdienst nach der Reformation stattfand und sich neben dem Reformationsaltar die Tafelbilder von Cranach befinden, war unsere nächste Station. Zuletzt sahen wir die „Thesentür“ - wegen der laufenden Restaurierung leider alles, was wir von der Schlosskirche besichtigen konnten.
Der nächste Tag brachte uns ein „Kontrastprogramm“ in der Industriestadt Dessau. Von einer ausgezeichneten Führerin erhielten wir viele Detailinformationen über das Bauhausgebäude, welches 1925/26 von Walter Gropius als „Hochschule für Gestaltung“ errichtet wurde. Wir gewannen Eindrücke und erfuhren vieles über diese Zeit „des modernen Bauens“. Auch die ebenfalls von Gropius entworfenen „Meisterhäuser“ für die Künstler und Lehrenden Kandinsky, Feininger, Schlemmer und Moholy-Nagy konnten wir bestaunen.
Zurück in Wittenberg trafen wir – ebenfalls im historischen Kostüm - Katharina von Bora oder „Herr Käthe“, wie Martin Luther seine Ehefrau nannte. Mit Katharina hatten wir eine ausgesprochen kurzweilige Führung – sicher ein Höhepunkt unserer Fahrt. Die Dame war äußerst gut in ihre Rolle geschlüpft und gab uns an historischen Stätten einen Einblick in das Leben dieser emanzipierten Frau und erzählte Geschichten, die nur „Herr Käthe“ wissen konnte….
Köstlichkeiten aus Küche und Keller genossen wir in „Tante Emma’s Bier- und Caféhaus“ sowie im „Wittenberger Brauhaus“. So gingen zwei ereignisreiche Tage bei trockenem Wetter vor Ort wie im Flug vorbei. Einerseits hatten wir das Gefühl, gemeinsam viel gesehen, erlebt und erfahren zu haben, andererseits auch wieder den Eindruck, manches nur „gestreift“ zu haben – vielleicht hätte ein weiterer Tag in Wittenberg manches noch vertiefen können, aber so kann der eine oder die andere selbst noch einmal die Reise nach Wittenberg antreten – vielleicht sogar zum Reformationsjubiläum 2017.
An dieser Stelle noch einmal Dank an Petra Jentgens für die Ausarbeitung, Durchführung und geistliche Begleitung dieser gelungenen Fahrt.
Wolfgang Schierp