Es war mehr als der Beginn des neuen Kirchenjahres an diesem ersten Advent, wie Superintendent Hanspeter Bruckhoff in seiner Begrüßung am Sonntag zu Beginn der Übertragung des Gottesdienstes aus der Hellenthaler Kirche deutlich machte. Denn im Zentrum stand die Ordination der neuen Prädikantin Charlotte Roux-Bücker. Sie wird das Team der Evangelischen Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal in Zukunft vervollständigen.
Prädikantin Charlotte Roux-Bücker vervollständigt das Team der Ev. Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal
Kreative Lösungen in Corona-Zeiten
Es ist immer noch ein nicht vollends gelöstes Problem, wie feierliche Anlässe festlich begangen werden und dabei die notwendigen Corona-Schutzbestimmungen eingehalten können. Die evangelische Kirchengemeinde ist da bereits seit Beginn des ersten Lockdowns kreativ unterwegs und ging noch vor Ostern mit den ersten Online-Gottesdiensten auf Sendung. Doch immer noch gibt es Momente, bei denen deutlich wird, in denen der festliche Rahmen eines Präsenzgottesdienstes der Bedeutung des Anlasses angemessen wäre.
Live-Übertragungen werden immer professioneller
Dabei haben die Live-Übertragungen im Verlauf des Jahres mittlerweile einen erstaunlichen Grad an Professionalität erreicht. Aus jeder Perspektive wird das Geschehen am Altar und der Kanzel von Kameras verfolgt. Mehrere Mikrofone sorgen für einen gut verständlichen Ton. Und auch für perfekte Ausleuchtung ist ausgefuchst und sparsam mit Materialien aus dem Baumarkt gesorgt worden: Zwei Bauscheinwerfer strahlen Styroporplatten an, die das Licht auf die Akteure reflektieren. Und demnächst sollen die Gottesdienst auch noch über die Konferenzsoftware Zoom zu empfangen sein.
Auch durch das Internet wurde die Würde der Ordination vermittelt
So kalt und unpersönlich der massive Einsatz an digitaler Soft- und Hardware auf den ersten Blick erscheinen mochte, den beteiligten Pfarrern Hans-Peter Bruckhoff, Erik Schumacher und Oliver Joswig sowie Prädikantin Gabriele Leufgen und Presbyterin Birgit Weber gelang es, die Würde der Ordination auch über das Internet zu vermitteln. Denn das Amt der Prädikantin, in das Roux-Bücker eingeführt wurde, ist gerade in der Evangelischen Landeskirche im Rheinland ein Besonderes, wie Superintendent Bruckhoff deutlich machte.
Superintendent Bruckhoff betont das Ehrenamt
„Seit der Confessio Augustana, der Augsburger Verkündigung von 1538, gelten als die Kernaufgaben der protestantischen Kirche die rechte Verkündigung und die rechte Verwahrung“, erläuterte er. In diesem Sinne seien Prädikanten voll ordiniert. Sie dürften predigen, taufen und auch die Sakramente wie das Abendmahl spenden. Im Gegensatz zu den theologisch ausgebildeten Pfarrern hätten die Laien ihre eigenen Erfahrungen im Leben gemacht. „So ist bei Charlotte Roux-Bücker zu merken, dass sie Grundschullehrerin war“, sagte er. „Prädikant zu sein ist ein Ehrenamt“, betonte er.
Vorbereitung der Prädikantenanwärterin
Beim Predigen gehe es um die Treue zum Hinhören, sagte er. Es gehe darum, wie es im Johannes-Evangelium heißt, dranzubleiben. Gerade in diesem Jahr sei es wichtig gewesen, zu erfahren, wo wir dranbleiben und wo wir weggehen. „Es ist wichtig, die Wahrheit zu sagen, zu sehen, wie es um uns steht und wo wir schuldig sind“, sagte Bruckhoff. Die Wahrheit sei das befreiende und erlösende, wie auch Jesus gesagt habe: „Die Wahrheit wird uns frei machen“. Zwei Jahre dauert im Normalfall die „Zurüstung“, wie die Vorbereitung der Prädikantenanwärter auf ihr neues Amt heißt. Bei Roux-Bücker waren es allerdings deren drei, wie sie sagte. „Großmutterpflichten“ zur Unterstützung der in den Vereinigten Staaten lebenden Tochter hätten dazu geführt, dass sie ein Jahr ausgesetzt habe, berichtete die 72-jährige.
Erste offizielle Predigt thematisierte die Angst
Festlich verlief der eigentliche Akt der Ordination. Aus Coronagründen legte allerdings nicht der Superintendent, sondern Ehemann Wolfgang Bücker seiner Frau die segnenden Hände auf. Als Geschenk überbrachten die Gratulanten Bibelverse, die der neuen Prädikanten Wegweiser und Stärkung sein sollten. Wie auch Bücker, der seiner Frau einen Spruch aus dem Buch Exodus, Kapitel 4, Vers 12, mit auf den Weg gab. „Gott spricht, so gehe nun hin, ich will mit deinem Munde sein und dich lehren, was du sagen sollst.“ In ihrer ersten offiziellen Predigt als Prädikantin sprach Roux-Bücker über die Dunkelheit und das Licht. Sie thematisierte die Angst, die Kinder oft vor der Dunkelheit haben. Doch die erste Kerze, die an diesem Tag im Adventskranz leuchten würde, würde auf das Wort Jesu hindeuten: „Ich bin das Licht der Welt“. (Text: Stephan Everling)