„Das Prinzip war immer und ist es auch heute noch: Den Menschen in den Mittelpunkt stellen“, fasst Heike Keßler-Wiertz, Vorständin des Diakonischen Werks, die Arbeit der Werkstatt der Kulturen zusammen. Von diesem Leitgedanken war auch der Fachtag zum Thema „Rassismus und Integration – zentrale Integrationshemmnisse?!“ geprägt. Denn neben Grußworten vonseiten der Verantwortlichen kamen auch Menschen zu Wort, denen mithilfe der Werkstatt der Kulturen das Ankommen in Deutschland geglückt ist. Und auch der ukrainische Chor §24 konnte sein Können beweisen.
Dennoch wurde gerade durch die Hauptrednerin Natasha A. Kelly deutlich, dass es bis zu einer Gesellschaft frei von Rassismus, in der alle Menschen aufgenommen und akzeptiert werden, ein weiter Weg ist. "Wenn wir Rassismus bekämpfen wollen, ist es notwendig, die Bekämpfung gesetzlich zu verankern und in die Bereiche Migration, Integration und Migrantenorganisationen zu investieren.“ Mit ihren Aussagen zu Rassismus und Diskriminierung in Deutschland legte Kelly den Finger ganz tief in die Wunde und bot damit den Startpunkt für die anschließende Podiumsdiskussion.
Gerade Jan Röder, Leiter des Kommunalen Integrationszentrums der StädteRegion Aachen, und Nenja Ziesen als Integrationsbeauftragte der Stadt Aachen mussten sich kritischen Fragen zur Diskriminierung im Verwaltungswesen stellen. Guiomar Marques Ranke, Leiterin des Interkulturellen Zentrums der Nadelfabrik, und Marie-ThereseAden-Ugbomah vom Pädagogischen Zentrum Aachen hingegen berichteten über ihre eigenen Erfahrungen mit Rassismus und zeigten so eindrucksvoll auf, wie ihr Alltag von Diskriminierungen geprägt ist.
Zur Überwindung von Rassismus und Diskriminierung in der Gesellschaft – da waren sich alle Teilnehmenden einig – bedarf es einer Überprüfung und Überwindung der rassistischen Strukturen. Und das sowohl in Behörden und Unternehmen als auch im Bildungsbereich.
Seit 2003 hat sich die Werkstatt der Kulturen das Ziel gesetzt, mit ihrer Arbeit zum Gelingen dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe beizutragen. Gerade mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten wird diese Aufgabe mit Sicherheit nicht einfacher. Genau deswegen ist sich der Sozialdezernent der StädteRegion, Dr. Michael Ziemons, sicher: „Eine Einrichtung wie die Werkstatt der Kulturen werden wir in Zukunft mehr denn je brauchen.“
Im Jahr 2003 startete die Werkstatt der Kulturen ursprünglich als Projekt mit einer Laufzeit von drei Jahren. Doch der große Bedarf und der Erfolg des damaligen Projekts überzeugten die Verantwortlichen, es auszuweiten. So entstand eine Abteilung, in der heute mehr als zwölf Mitarbeitende sowie zahlreiche Ehrenamtliche beschäftigt sind. Die Werkstatt der Kulturen bietet derzeit zum einen Sprach- und Integrationskurse an, zum anderen ist sie in der Arbeit mit Geflüchteten aktiv, berät erwachsene Migrant:innen und bietet Neuankömmlingen in Aachen niederschwellige Integrationsangebote von gemeinsamen Abendessen bis hin zu Kino- und Museumsbesuchen.