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Zum ersten Mal eine Eins auf dem Zeugnis!

Evangelische Familienbildungsstätte fördert erfolgreich Kinder mit Migrationshintergrund – Mehr als 60 Schüler aus vielen Nationen im Projekt „Miteinander lernen“ – Finanzierung nur noch bis Jahresende gesichert

Zum Schuljahresende können Simon Blankenagel und Ezgi Güven zu Recht stolz sein: auf „ihre“ Kinder, und ein bisschen auch auf sich selbst. „Wo es jetzt Zeugnisse gibt, sind viele total glücklich“, erzählt Ezgi Güven. „Manche, die vorher Drei bis Vier standen, haben zum ersten Mal sogar eine Eins auf dem Zeugnis!“ Die beiden Lehramtsstudierenden der RWTH Aachen arbeiten im Projekt „Miteinander lernen“ der Evangelischen Familienbildungsstätte.

In kleinen Gruppen unterrichten sie Kinder und Jugendliche von der ersten bis zur zwölften Klasse, vor allem in Deutsch, Englisch und Mathematik. Jeden Samstag kommen deshalb 60 Schüler aus vielen Nationen ins Martin-Luther-Haus, zum Beispiel aus Syrien, Kroatien, Ghana, Polen und Venezuela. Und jeden Samstag muss die Leiterin der Familienbildungsstätte, Karin Blankenagel, weitere Kinder wegschicken, die am Unterricht teilnehmen möchten, ohne einen Platz zu haben. Auf der Warteliste stehen 120 Namen.

Beide Seiten profitieren vom Unterricht

Die Idee zu dem Projekt hatten Mutter und Sohn 2009, als der Mathe- und Physikstudent zu Hause darüber klagte, in der Uni bekomme er zwar den Lehrstoff vermittelt, es fehle aber am praktischen Umgang mit Schülern. Gleichzeitig suchte die gelernte Sozialarbeiterin eine Möglichkeit, Kinder mit Migrationshintergrund individuell zu fördern. Nicht bloß Nachhilfe sollten sie bekommen, sondern Spaß am Lernen finden und schulische Grundqualifikationen erwerben. So startete das Projekt klein mit fünf Lehramtsstudierenden und 15 Kindern, erinnert sich der 22-Jährige. „Seitdem haben wir einen riesigen Sprung gemacht!“

15 Studierende unterrichten samstagsmorgens und -nachmittags

Inzwischen gibt es am Samstagmorgen drei Unterrichtsstunden, am Nachmittag noch einmal zwei für eine weitere Gruppe. 15 Studierende arbeiten mit den Kindern, teils Deutsche, teils selbst zugewandert. Die Englisch- und Deutsch-Studentin Ezgi Güven kennt viele der Schüler und ihre Eltern nun seit zwei Jahren. „Die Kinder haben Respekt vor uns, aber wir sind auch Freunde geworden“, sagt die 24-jährige Kurdin. Den Eltern sei das Projekt eine große Hilfe, da viele aufgrund fehlender Deutschkenntnisse nicht in der Lage seien, den Kindern in schulischen Belangen zu helfen. „Weil ich ein südländischer Typ bin, können sich viele Eltern mit mir identifizieren“, hat sie festgestellt. „Es fällt ihnen leichter, mit mir zu reden.“

Lesen, Rechnen, Singen, Spielen...

In den Unterrichtsstunden lesen die Studenten zum Beispiel Kindern vor, die vorher erst selten ein Buch gelesen haben. Sie spielen Rechenspiele und Memory, singen auf Englisch, bearbeiten aber auch den Schulstoff und machen zwischendurch immer wieder eine „Tobe-Pause“. In der Schule hätten viele der Kinder schlechte Erfahrungen gemacht, berichtet Simon Blankenagel. Im Gegensatz zu den Lehrern dort habe er aber die Zeit, jedem Kind das genau zu erklären, was es nicht verstanden habe. „Wenn es sein muss auch vier bis fünf Mal.“ Über die Dauer des Projekts sehe man klar die Verbesserungen, zum Beispiel dass die Kinder auch lernen, sich zu konzentrieren, besser still zu sitzen oder selbständig Aufgaben zu lösen. Besonders stolz sind alle darauf, dass viele Kinder, die nach den Ferien von der Grundschule auf die weiterführenden Schulen wechseln, nicht auf die Hauptschule gehen werden, sondern es auf die Realschule geschafft haben, oder sogar auf das Gymnasium. „Dabei hat ihnen sicher auch unser Projekt geholfen“, meinen die Studierenden.

Projekt muss weiter für Finanzierung kämpfen

Zurzeit wird das erfolgreiche Projekt aus Mitteln der Robert-Bosch-Stiftung finanziert. 6000 Euro hat die Stiftung zur Verfügung gestellt, um den Studierenden eine Aufwandsentschädigung zahlen und Lernmaterialien für die Kinder beschaffen zu können. Doch das sichert den Bestand des Projekts nur noch bis zum Ende des Jahres 2011. „Wir sehen ganz unmittelbar, wie unsere Arbeit den Kindern hilft“, sagt Ezgi Güven. „Da ist es traurig mitzuerleben, dass das Projekt ständig darum zittern muss, weiter finanziert zu werden.“ Um Geldgeber für „Miteinander lernen“ bemüht sich Karin Blankenagel deshalb mit Hochdruck. „Sie müssten einmal sehen, wie die Kinder sich nach den Ferien immer freuen, die Studenten wiederzusehen“, sagt sie. „Ich werde dafür kämpfen, dass dieses wundervolle Projekt auch nach dem nächsten Schuljahr noch weitergeht.“

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